Deponie der ICE-Baustelle „Eierberge“

Die Eierberge sind eine Hügelkette, die direkt nach dem Maintal von der neuen ICE-Trasse Ebensfeld-Erfurt durchquert wird. Auf dieser Strecke müssen viele Tunnel gebaut werden, sodass mit den großen Einschnitten auch der Fossilbestand unserer Heimat nachgewiesen werden kann. Wir durften bereits die Baustelle des Reitersbergtunnels begehen. Die Fossilfunde waren dort jedoch eher mager.

Die Tunnelbaustelle, um die es hier geht, liegt zwischen den Orten Wiesen und Stadel und wird von dort aus nach beiden Richtungen vorangetrieben. In einem kleinen Tal neben den Eierbergen wurde eine Deponie eingerichtet, in der ein großer Teil des Abraums gelagert und ausgebreitet wird.

In den ersten Wochen des Vortriebs war es möglich, dass man unter Berücksichtigung der von den dortigen Bauarbeitern und Geologen geforderten Sicherheitsauflagen – Warnweste und Suchen außerhalb der Schüttbewegungen, sowie keinerlei Behinderung der Baustellenfahrzeuge – Knollen mit (gelegentlich) „Pleuroceraten“ im Abraum des Tunnelbaus suchen konnte.

Von einem Tag auf den anderen wurden wir aus der Deponie verwiesen, obwohl wir uns mit den gewünschten Warnwesten ausgestattet hatten und wir uns weit genug von den einfahrenden LKW’s befanden. Trotz mehrfacher Nachfrage wurde uns rigoros das Betreten der Deponie aus „versicherungstechnischen Gründen“ untersagt.

Nach längeren Nachfragen kamen die eigentlichen Gründe zu Tage:

Wenn „Fossiliensammler“ den Besuch als familiären Sonntagsausflug gestalten, zwei- und dreijährige Kindern ohne Aufsicht im Fahrbereich der LKW’s – die an 7 Tagen unterwegs sein müssen (!), um ihren Verpflichtungen nachzukommen – spielen lassen, hat das mit Sicherheit nichts mehr zu tun. Die Eltern haben sich dann noch mit den Fahrern angelegt, dass diese doch gefälligst auf die Kinder aufzupassen hätten. Nach solchen Vorfällen kann man verstehen, dass die örtliche Bauleitung ein generelles Sammelverbot ausgesprochen hat, das auch von der Bauleitung der Deutschen Bahn in Berlin unterstützt und von der Polizei kontrolliert wird.

Uneinsichtigkeit, Rücksichtslosigkeit und Egoismus (vielleicht auch Dummheit?) haben wieder einmal eine Fundmöglichkeit kaputt gemacht und dabei auch der regionalen Forschung einen Riegel vorgeschoben.

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Deponie „Eierberge“ – mit Aushub aus dem Lias delta und epsilon (18.10.2010)

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Amaltheus margaritatus (8 cm) in Fundsituation

Wir haben zwischenzeitlich einen Teil unserer Funde aus der Anfangzeit dieser Fundstelle und dem weiteren Ausbau der ICE-Trasse präpariert und fotografiert:

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Amaltheus gibbosus
Durchmesser ca. 8cm
„Ammonitengrab“ mit Amaltheen
Durchmesser der Knolle ca. 6cm
Amaltheus gibbosus
Durchmesser ca. 5,5cm 
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 Pleuroceras spinatum
Durchmesser ca. 6,5cm
Pleuroceras salebrosum
Durchmesser ca. 7,5cm
Ptychomphalus expansa
Durchmesser 18mm

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Zustand der Deponie Anfang Juni 2011 – Im Vordergrund bereits rekultiviert.

Zwischenzeitlich haben wir zusätzlich zu diesem Artikel den gesamten Neubaubereich der ICE-Trasse in Oberfranken bearbeitet und in einem separaten Artikel veröffentlicht!

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