ICE-Trasse in Oberfranken
Teilstrecke des Verkehrsprojekts der Deutschen Einheit 8
Seit Beginn der Baumaßnahmen für die ICE-Neubaustrecke in Oberfranken haben wir den Baufortschritt begleitet soweit es unsere Zeit zuließ.
Bei Ebensfeld im Landkreis Lichtenfels trennt sich die ICE-Neubaustrecke vom bestehenden Schienennetz und erfordert nördlich des Maintals umfangreiche Baumaßnahmen. Zahlreiche Tunnel, Brücken und tiefe Einschnitte waren notwendig um den Südrand des Thüringer Waldes zu erreichen.
Die südlicheren Bauabschnitte bis Zilgendorf erschlossen Schichten des Lias gamma, delta und epsilon. Südlich von Untersiemau bis Unterwohlsbach waren Schichten des Keuper aufgeschlossen. Bei Oberwohlsbach wurden die Schichten des Oberen und Unteren Muschelkalks angeschnitten, die dann im Tunnel Reitersberg bis nach Weissenbrunn vorm Wald in Schichten des oberen Buntsandsteins übergingen.
Streckenabschnitt vom Maintal bis nach Grub a. Forst
Quelle: DB AG/ Projekt VDE8
Die Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt verläuft in diesem Abschnitt durch die Landkreise Lichtenfels und Coburg. Die Strecke ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 300km/h ausgelegt. Durch eine ca. 200m lange Brücke wird das Maintal zwischen den Ortsteilen Wiesen und Unterzettlitz gequert.
Die anschließenden „Eierberge“ werden von einen ca. 3,8 km langen Tunnel durchfahren.
Tunnel Eierberge (Länge 3756m )
Mit dem Baubeginn im Juli 2010 am Tunnel „Eierberge“ ergaben sich Sammelmöglichkeiten in den Schichten des Lias delta und epsilon direkt vor unserer Haustür. Unsere bisherigen Funde stammen nur von Feldern und gelegentlichen kleinen Aufschlüssen auf der Sonnefelder Jurascholle.
Doch die „Enttäuschung“ folgte auf dem Fuß. In dem Abraummaterial des Lias epsilon konnten wir keine der begehrten Wirbeltierfossilien finden und auch keine der Großammoniten wie aus Altdorf bekannt. Durch unbedachte „Sammler“ (siehe Bericht vom 18.10.2010) wurde auch die Begehung der Aushubdeponie für längere Zeit sehr problematisch. Dennoch konnten wir reichlich Pleuroceraten, Amaltheen sowie Begleitfauna aus den Schichten des Lias delta bergen.
Blick vom Infopunkt „Eierberge“ in das Maintal
Südliches Portal des Tunnels „Eierberge“ – im Liegenden mit Schichten des Lias epsilon
Deponie Weinberg (Eierberge)
Wolfgang und Lothar bei der Sichtung von „frischem“ Material aus den oberen Schichten des Lias delta bis zur Bollernbank. Im Hintergrund Kloster Banz.
Braunschaliger Pleuroceras sp. aus diesem Material
Obststeige mit Pleuroceraten aus den Braunknollen- und Blauknollenschichten des Lias delta
Größerer Pleuroceras spinatum (Durchmesser ca. 11cm)
Das nördliche Portal des Tunnels „Eierberge“ bei Stadel
Tunnel Kulch (1331m) und Lichtenholz (931m)
Der Tunnel Kulch durchfährt auf einer Länge von 1.331 Metern den Höhenzug des Altenbanzer Melms.
Der Tunnel Lichtenholz unterquert mit einer Länge von 931 Meter den neuen Autobahnzubringer B289 neu. Im Anschluss an den Tunnel Lichtenholz in nördlicher Richtung überquert die Neubaustrecke das Tal des Siemauer Mühlbachs sowie die alte Bundesstraße B289.
Quelle: DB AG/ Projekt VDE8
Der Tunnel Kulch durchfährt ausschließlich Ton- und Mergelsteine des Lias epsilon und des Lias delta.
Das südliche Portal (Tunnel Kulch)
Deponie Steinbruchsäcker (Altenbanz)
Hier wurde fast ausschließlich Material des Lias delta aus dem Vortrieb des Tunnels „Kulch“ abgelagert.
Lothar untersucht für die Schichtzuordnung des frischen Materials den Fossilinhalt der großen Brocken.
Amaltheus gibbosus und Ptychomphalus expansa |
Das nördliche Portal (Tunnel Kulch) bei Zilgendorf, im Liegenden wurden die Margaritatus-Schichten aufgeschlossen.
Die Verbindungsschneise zum Tunnel „Lichtenholz“ durchfuhr das komplette Schichtpaket des Lias delta.
Amaltheus margaritatus
Bereits im Juni 2010 wurde der Tunnel „Lichtenholz“ vom nördlichen Ende in Schichten des oberen Keupers angeschlagen. Der Abraum und der Aushub der weiter nach Norden verlaufenden Schneise wurden auf einer Deponie bei Großheirat abgelagert. Im weiteren Verlauf des Tunnelvortriebs wurden im Jahr 2011 auch Schichten des Lias gamma angeschnitten und auf der Deponie verbaut.
Südliches Portal (Tunnel Lichtenholz) bei Zilgendorf mit Dr. Eckhard Mönnig und Ralf Metzdorf vom Naturkundemuseum Coburg bei einer Profilaufnahme im Lias gamma.
Lythoceras sp. aus dem Lias gamma
Deponie „Breites Stück“ (Tongrube Gottfried) bei Großheirath
Abraummaterial aus dem Tunnel „Lichtenholz“ und der Verbindungsschneise zum Tunnel „Kulch“ wird im Minutentakt angeliefert und gleich verbaut (eine staubige Angelegenheit).
Uwe bei der Sichtung einer Blockhalde von Lias gamma-Brocken.
Der Rücken eines Cenoceras in Schalenerhaltung zaubert ein Grinsen auf Wolfgangs Gesicht.
Heute war „Glückstag“ – die Knolle mit gut sichtbarem Ammonitenrücken lag offen herum – rechts nach dem Öffnen der Knolle (das Ergebnis kann sich sehen lassen – Durchmesser ca. 12cm) |
Tunnel Lichtenholz – Das nördliche Portal bei Untersiemau im oberen Keuper
Anbindung Coburg Süd
Quelle: DB AG/ Projekt VDE8
Der Abschnitt „Anbindung Coburg Süd“ umfasst den Bau von 2 Tunnelbauwerken (Tunnel Höhnberg – 824m, Tunnel Füllbach – 1113m) und bildet den Lückenschluss zwischen den Eisenbahnüberführungen Weißenbrunn am Forst und Füllbachtal.
Talbrücke Weißenbrunn am Forst
Bauarbeiten an der Trasse Richtung Füllbachtunnel und Tunnel Höhnberg
Südliches Portal Füllbachtunnel mit einem schönen Keuperprofil
Quelle: DB AG/ Projekt VDE8 (Pressemitteilung)
Inkohlierte Pflanzenreste auf großen, wenig verfestigten Sandsteinblöcken
Schachtelhalm-Reste als Abdruck und körperlich erhalten (ca. 30cm Länge)
Streckenabschnitt von Grub a. Forst bis zum Froschgrundsee
Quelle: DB AG/ Projekt VDE8
Quelle: DB AG/ Projekt VDE8
Füllbachtalbrücke
Tunnel Rennberg (Länge 1072m)
Der Tunnel durchfährt den nordwestlich Grub am Forst gelegenen Höhenzug des Rennbergs und des Pöhlholzes. Im Tunnel Rennberg verläuft die Trasse im Mittleren und Unteren Burgsandstein sowie im Coburger und Blasensandstein des Mittleren Keupers.
Südliches Portal
Ausbiss für das nördliche Portal (Bauzustand zum Zeitpunkt der Berichterstellung)
Kiengrundbrücke
Tunnel Feuerfelsen (Länge 1043m)
Der Tunnel durchfährt einen östlich Lützelbuch gelegenen Höhenrücken, auf dem sich das Naturdenkmal „Feuerfelsen“ (Dolomitsteinklippe mit Chalzedon) befindet. Im Tunnel verläuft die Trasse im Mittleren und Unteren Burgsandstein sowie im Coburger und Blasensandstein des Mittleren Keupers.
Südliches Portal
Halde Feuerfelsen
Nördliches Portal des Tunnel „Feuerfelsen“
Profil-Anschnitt im Keuper
Weiterführung der Trasse Richtung Rödental
Coburger Sandstein mit Wechsellagen von Ton- und Mergelschichten, in die dünne Sandsteinbänke eingeschaltet waren, die bis ca. 50 cm Stärke auskeilten (Rinnenfazies)
Chirotherien-Fährte im Coburger Sandstein (Fundsituation) …
… und nach dem Reinigen
Tunnel Reitersberg (Länge 2975m)
Bereits im August 2009 begann der Vortrieb am Tunnel „Reitersberg“ nahe Oberwohlsbach. Das Abraummaterial (zunächst Oberer Muschelkalk, später auch Unterer Muschelkalk) wurde in unmittelbarer Nähe des südlichen Portals zu einem gewaltigen Berg aufgehäuft. Im Rahmen unserer Exkursion für die Geologengruppe Ostalb e.V. war diese Baumaßnahme Teil unseres Programms (siehe Exkursionsbericht). Später wurde auch Abraummaterial vom nördlichen Tunnelvortrieb (Schichten des Buntsandsteins) auf der Erddeponie bei Oberwohlsbach verbaut.
Tunnel Reitersberg (Südportal)
Halde des Reitersbergtunnels
Haldenfund – Ceratites evolutus mit Placunopsis-Bewuchs
ein weiterer Haldenfund – Nautilus cf. bidorsatus
Nördliches Portal Tunnel Reitersberg im oberen Buntsandstein
Quelle: DB AG/ Projekt VDE8 (Pressemitteilung)
Wellenrippelplatte aus dem oberen Buntsandstein (Reitersberg Nord) – Platte ca. 37 x 23cm
Steinsalzkristallmarken (fälschlicherweise auch Steinsalzpseudomorphosen genannt) aus dem Buntsandstein von Reitersberg Nord –
Platte ca. 7 x 6cm
Der weitere Verlauf nach Norden (Talbrücke Pöpelholz)
ICE-Brücke über den Schönstädt-Speicher (Froschgrundsee) – Hier verlässt die ICE-Trasse Oberfranken.
Wir bedanken uns herzlich bei der Deutschen Bahn AG (Herrn Kniestedt), für die freundliche Genehmigung, Kartenmaterial aus dem Verkehrsprojekt der Deutschen Einheit 8 (www.vde8.de) für diesen Bericht verwenden zu dürfen.
Alle Fotos entstanden in der Zeit von Ende Juli bis Ende August 2011 und sind – soweit nichts anderes vermerkt – Eigentum von CFK-Fosslien, Coburg.
Kieselholz aus dem mittleren Keuper (Sandsteinkeuper)Gepostet in Berichte