In memoriam Unterstürmig und Marloffstein

 

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Die Tongrube Unterstürmig Mitte der 1980er Jahre
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Ein Pleuroceras auf Matrix. Die meisten Sammler popelten die Knollen aus dem Tonschiefer. Dabei liefert doch gerade das Fossil im Muttergestein so viel Information. Wir sehen die Stellen mit weiteren Abdrücken von herausgefallenen Knollen und verdrückte Reste von Ammoniten. Breite der Platte 37 cm, das Pleuroceras misst 8 cm.

Unterstürmig war der Aufschluss des Beginns meiner Sammelleidenschaft.

„Pyritisierte Ammoniten vom Fuße der Frankenalb“ hieß der erste etwas holprige Titel von Andreas E. Richter in der ersten Ausgabe des „Mineralien-Magazins“ im Januar 1977. Kaum veröffentlicht, fuhr ich damals sofort mit meinem Vater nach Unterstürmig und erlebte eine fränkische Goldgräberstimmung.

Lange Jahre war Unterstürmig mein bevorzugter Fundort. Mit dem nahegelegenen Buttenheim und seinem Löwenbräu-Keller konnte bei einer Sammelexkursion eigentlich nichts schiefgehen. Oft besuchte ich mit Ellen und Klein-Jasi, Robert und Wolfgang, Anette und Renate (sie seien hier herzlich gegrüßt!!!) die Tongrube und den Keller. Es war eine schöne Zeit, wie wohl fast jede Anfangszeit einer Leidenschaft…

Unvergessen auch die Kinder der ortsansässigen Sammler- und Händlerfamilie Kaiser, die immer vor Ort anzutreffen waren und in der Knollenlage werkelten. Die Claims wurden manches Mal mit eiserner Faust verteidigt. Besser man griff nicht unbedacht nach einem obenauf liegendem Pleuroceras, das weiß glänzend aufforderte mitgenommen zu werden. Es konnte passieren, dass einem die Spitzhacke zwischen die gespreizten Finger fuhr (war jetzt vielleicht doch etwas übertrieben)!

Was gibt es noch zu berichten von Good-Old-Unterstürmig? Ja, wir befinden uns im Schwarzjura-delta 2 (oberes Pliensbachium), tonige Stillwasserfazies… am besten nachzulesen bei A. E. Richter im Heft 1 des MM von 1977. Ich zieh mir den Bericht noch manchmal her, einfach um noch einmal in alten Zeiten zu schwelgen – Danke Andreas!

Ja, in der Tongrube wird seit langer Zeit nicht mehr abgebaut, die Fläche ist heute rekultiviert und unter Naturschutz gestellt… Ende, aus, vorbei. Die neue Tongrube Buttenheim wurde von den alten Unterstürmig-Sammlern lange Zeit nicht als vollwertiger Ersatz angesehen, wird aber mittlerweile genau so intensiv begangen.

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Pleuroceras hawskerense; 55 mm; Slg.Nr.083 Pleuroceras spinatum; 55 mm; Slg.Nr. 300
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Amaltheus gibbosus; 44 mm; Slg Nr. 263 Pathologisches Pleuroceras spinatum; 55mm
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Pathologisches Pleuroceras sp.; 46 mm „Ammonitengrab“ mit zahlreichen Pleuroceraten
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Nein, kein Pseudoamaltheus engelhardi, vielmehr ein großer Ammonit der Gattung Amaltheus;
Durchmesser 21 cm; Slg.Nr. 74
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Ptychomphalus expansa
1-2 cm
Modiola amalthei
bis 2,5 cm
Nuculana complanata
ca. 3 cm
Pseudopecten equivalis
ca. 10 cm
 Etwas weniger bekannt war die Tongrube Marloffstein nördlich Erlangen. Erschlossen waren die tonigen Ablagerungen des unteren Teils des Pliensbachiums. Häufig zu finden waren kleine Exemplare von Amaltheen in brauner Schalenerhaltung an der Grubensohle. Gar nicht so selten waren auch schöne Exemplare der Schnecke Pleurotomaria und kleinere Turmschnecken. Das Hangende lieferte teils beachtliche Pleuroceraten in weißer Schalenerhaltung. Auch dieser schöne Aufschluss ist seit langem für den Sammler verloren.
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Die Tongrube Marloffstein Mitte der 1980er Jahre

  pleuro5Pleuroceras salebrosum, Durchmesser 11 cm – beidseitig perfekt
schnecken2 amal3 schnecken3
Die Schnecke Pleurotomaria amalthei
je ca. 5 cm
Amaltheus gibbosus
ca 4 cm
Pseudokatosira undulata
ca. 5 cm

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