J.C.M. Reinecke: „Des Urmeeres Nautili und Argonautae“

 

Sonderausstellung im Naturkunde-Museum Coburg
vom 11.März bis 30. September 2018
anlässlich des 200. Todestages des bedeutenden Universalgelehrten.

 

Dr. E. Mönnig, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Naturkunde-Museum Coburg zeichnet in der Ausstellung die außergewöhnliche Vita von Johann Christoph Matthias Reinecke (1770-1818) nach.
Die Sonderausstellung: Des Urmeeres Nautili und Argonauta
ist in verschiedene, auch räumlich getrennte Themenbereiche untergliedert, die einen Einblick in die vielfältigen Schaffensphasen in Reineckes Leben erlauben.

 

 

Zahlreiche Exponate, darunter auch das Hauptwerk Reineckes, wurden als Leihgaben von der Landesbibliothek Coburg als Mitveranstalter zur Verfügung gestellt. Dr. E. Mönnig, Kurator der Ausstellung und Wiederentdecker der „Reinecke-Sammlung“
Die Eröffnung der aufwändig gestalteten Sonderausstellung fand am 11. 3. 2018 statt.
Vorbereitet durch den Vortrag von Prof. H. Herbig, Vorsitzender der Deutschen Stratigraphischen Kommision, führte Dr. E. Mönnig die Gäste durch die Ausstellung und erläuterte jede der einzelnen „Stationen“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Workshops
Am 25. und 26. April. 2018 folgte eine Reihe von Workshops und Vorträgen unter dem Motto „J.C.M. Reinecke und der Aufbruch der Wissenschaften um 1800“. Veranstalter waren die Hochschule Coburg und das Naturkunde-Museum Coburg. Eine Reihe namhafter Referenten gestalteten an den beiden Tagen eine Reihe spannender und informativer Vorträge.
Programm Reinecke

 

 

Wer war J.C.M. Reinecke?

Reinecke wurde am 09.Oktober 1770 in Halberstadt geboren. Ab 1788 studierte er in Halle und Erfurt Philosophie. Nach der Promotion arbeite er als freier Schriftsteller. Eine Anstellung als Lehrer für die Fächer Deutsch, Französisch und Zeichen erhielt Reinecke bei einer privaten Lehranstalt seines Schwagers Joh. Matthäus Bechstein, eines damals bedeutenden Naturforschers, wo er wohl auch begann, Naturbeobachtungen aufzuzeichnen bzw. zu illustrieren. 1804 wurde Reinecke als Professor am Acad. Gymnasium Casimirianum angestellt. Bereits ein Jahr später wurde er Direktoriatsvikar und ein weiteres Jahr darauf, 1806, Direktor der Schule. Dieses Amt hatte er bis zu dann seinem Tod im Alter von 48 Jahren am 7.November 1818 inne.

Reinecke war ein Universalgelehrter. Am Gymnasium unterrichtete er Mathematik und Phyisik. Neben Altgriechisch und Latein beherrschte er Französisch, Spanisch, Englisch, Dänisch und Holländisch, interessierte sich für die Kunst des alten Ägyptens und für Mineralogie. Er verfasste auch Gedichte, die öffentlich, beispielweise bei Stiftungsfesten des Casimirianums, vorgetragen wurden.

„Des Urmeeres Nautili und Argonautae“

Besondere Bedeutung erlangte Reinecke durch die kurz vor seinem Tode 1818 erschienene Abhandlung „Maris protogaei Nautilos et Argonautas vulgo Cornua Ammonis in Agro Coburgico et vicino reperiundos“ (Des Urmeeres Nautili und Argonautae aus dem Gebiet von Coburg und Umgebung). Sie war seine einzige paläontologische Abhandlung und wie damals üblich, in lateinischer Sprache verfasst.

Titelblatt „Maris protogaei NAUTILOS et ARGONAUTAS“.

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Original Landesbibliothek Coburg: H III 5/39a.

 

Reinecke beschrieb 40 Arten von Kopffüßern aus der Trias und dem Jura der Obermainalb und des Coburger Landes. Darunter allein 17 Arten aus dem Ornatenton des Mitteljuras der Flur von Langheim. Die heute dem Sammler bekanntesten Arten sind wohl Kosmoceras jason, Macrocephalites tumidus oder auch „Nautilus anceps“ dessen heutiger Gattungsnamen zu Ehren des Autors „Reineckeia“ lautet.

Blick in die Vitrinen mit den Originalen aus Reineckes Sammlung und Abbildungen aus seinem Werk.

 

Reinecke gewann aus seiner Betrachtung der Fossilien und Gesteine Erkenntnisse, die seiner Zeit weit voraus waren. Nach Baron von Schlotheim (1813) war er einer der Ersten deutschen Autoren, der mesozoische Kopffüßer in binärer Nomenklatur beschrieb und somit ein Vorgänger der Linnéschen Systematik war. Reinecke stellte grundlegende stratigraphische Kernsätze auf, wie „Versteinerungen kommen keineswegs ungeordnet und gleichsam zufällig in dieser oder jener Schicht vor; sie sind auch nicht in wirrem Durcheinander abgelagert zu finden, sondern jede Schicht besitzt für sie kennzeichnende Meerestiere“. Jahrzehnte vor Darwin erahnte er das Evolutionsprinzip als Ursache für die Entstehung der Arten:
„Ohne Weiteres nehmen wir an, dass die Natur von Anfang an wie heute gewesen sei und es bis in alle Zukunft sein werde; wir setzen ferner voraus, dass irgendwann die Schöpfung beendet worden sei, ebenso dass die Zahl der erschaffenden Arten von vornherein begrenzt gewesen und dass danach Ruhe in der Schöpfung eingetreten sei.“

 

Wiederentdeckung der Sammlung Reineckes im Jahr 1993.

Die Originalsammlung Reineckes galt lange Zeit als verschollen und wurde vor 25 Jahren von Dr. Eckhard Mönnig im Naturkunde-Museum wiederentdeckt, als er auf ein altes Inventarbuch des Museums stieß, welches der erste Direktor des Museums Friedrich Freiherr von Schauroth angelegt hatte. Damals, zum 175. Todestag Reineckes wurden die Funde bereits schon einmal der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Erlanger Paläontologe Dr. Arnold Zeiss hielt einen Dia-Vortrag über „Ammoniten als Forschungsobjekte“.
Wir konnten Funde aus unseren Sammlungen zur Verfügung stellen, unter anderem eine Reineckeia, die ich (UK) ein Jahr zuvor im Poitou der Normandie (Steinbruch bei Pamproux) in Schichten des Calloviums bergen konnte.

 

Presse 1993 Reinecke

Pressebericht zur Eröffnung der Sonderausstellung zum 175. Todestag Reineckes.(Neue Presse 22. November 1993)

 

Uwe/Wolfgang-CFK Mai 2018

 

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