Kieselholz

Kieselholz aus dem Keuper von Nordfranken

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Schon seit Jahrhunderten sind Menschen in der Region der Faszination von versteinertem Holz erlegen. Die Schönheit der Farben und Strukturen auf polierten Oberflächen führte bereits im 18. Jahrhundert zu gezielten Aufsammlungen, unter anderem für die Herstellung sogenannter „Galanteriewaren“. 1765 ließ Herzog ERNST FRIEDRICH von Sachsen Coburg Saalfeld (1724-1800) im Schloßgrund bei Oeslau eine „Schneidmühle“, die Thümmelsmühle, zur Bearbeitung von Holzstein errichten. Hergestellt und vertrieben wurden Schmuck, Dosen, Stockknöpfe und andere Dekorationen für die feine Gesellschaft.
Beginnend in der ersten Hälfte des 18. Jh. entwickelte sich in der Gesellschaft ein verändertes, systematischeres Interesse an Natur und Geologie. Besonders in adeligen Kreisen und an Gymnasien entstanden erste, nach Fachgebieten strukturierte Sammlungen und Naturalienkabinette. In Coburg wurde um diese Zeit am Coburger Gymnasium eine bemerkenswerte geologisch/paläontologische Sammlung aufgebaut, über 100 Jahre betreut, verwaltet und aktiv erweitert von Lehrern und Schulleitern des Instituts. HERRMANN GOTTLIEB HORNSCHUH (1746-1795) verfasst ab 1783 jährliche „Nachrichten“, die die Entwicklung dieser Sammlung widerspiegelten. Er erwähnt auch „jaspisartig versteinertes Holz“ aus dem Keuper südwestlich von Coburg.

Zumindest Teile dieser Sammlung gingen in der 1. Hälfte des 19. Jh. im herzoglichen Naturalienkabinett auf.
Dem gesteigerten Naturinteresse ist es auch zu verdanken, dass sich aus dieser Zeit weitere Berichte und Hinweise auf versteinertes Holz in der Literatur finden lassen. Bereits aus dem Jahr 1737 findet sich von ALBRECHT eine detaillierte Beschreibung eines Stammes „Coburger Holzes“. HOPPE erwähnt 1751 große Mengen versteinerter Hölzer in der herzoglichen Residenz von Coburg.
Die Wurzeln des Coburger Naturkunde Museums können auf die Sammelleidenschaft von Herzog FRANZ FRIEDRICH ANTON von Sachsen Coburg Saalfeld (1750-1806) zurückgeführt werden. Neben einer Naturaliensammlung trug Herzog FRANZ FRIEDRICH ANTON bedeutende Sammlungen von Büchern und Graphiken zusammen. Die Brüder Herzog ERNST II von Sachsen Coburg Gotha (1818-1893) und Prinz ALBERT (1819-1861) entwickelten aus diesen Anfängen mit naturwissenschaftlichen Engagement und intensiver Sammeltätigkeit das Herzogliche Naturalienkabinett. Zu den Sammlungsstücken zählten auch eine Anzahl größerer und kleinerer regionaler Kieselholz-Stämme und –Stücke.
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Stämme aus der ehemaligen herzoglichen Sammlung, ausgestellt im Naturkunde Museum Coburg.Neben diesen Ausstellungsobjekten liegen im geologischen Depot noch große Mengen Kieselhölzer aus herzoglichen Zeiten sowie von neueren Aufsammlungen die in den Fundus des Museums gelangt sind.
Im Burghof der Veste Coburg liegen ebenfalls zwei große Kieselholz-brocken. Das abgebildete Stück ist ca. 50 cm hoch und hat etwa 80 cm Durchmesser. Rechts unten sind Partien grünen Chalcedons erkennbar. Dem äußeren Habitus nach stammt der Stammabschnitt nicht von der gleichen Fundstelle wie die Stücke, die im Naturkunde Museum ausgestellt sind.

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keuperlandschaft Zur Zeit des mittleren Keupers lag unsere Region bei ca. 25° nördlicher Breite auf dem Superkontinent Pangäa. Es herrschte ein arides bis semiarides Klima terrestrischer Prägung mit langen Trockenzeiten und unregelmäßigen, kurzen Zeiträumen sintflutartiger Niederschläge. Dann verwandelten die Wassermassen von den Höhen der „Böhmischen Masse“ kleine Fluss-Systeme und Trockentäler (Wadis) in reißende Ströme. Die Urgewalt des Wassers, verstärkt durch mitgerissenes Geröll, Sand und Schlamm zerstörte lokal große Teile der spärlichen Flora. Auch Bäume, insbesondere bereits abgestorbene, sowie Totholz konnten diesen Kräften nicht widerstehen. Sie wurden komplett oder in Stücke zerbrochen von den temporären Flüssen und Schichtfluten in Richtung der abflusslosen Playaseen im Beckeninneren transportiert. Auf dem Weg dorthin sind viele dieser Hölzer an Prallhängen, Sandbänken oder anderen Hindernissen hängen geblieben, oder auch wegen nachlassender Wasserenergie in Bereichen geringer Wassertiefe abgelagert und/oder eingebettet worden.

 

Links: ein keuperzeitliches Fluss-System mit abgelagerten Treibholz aus
„Kelber und Hansch“ (1995)


Nur wenn eine Einbettung vor der kompletten Zerstörung der Holzstruktur, in einem anaeroben Milieu und bei Verfügbarkeit von ausreichend Kieselsäure erfolgte, konnte die „Einkieselung“ durch Diffusion monomerer Kieselsäure in die Holzstruktur erfolgen. Anschaulich beschrieben von A. BARTHOLOMÄ in „Aus Holz wird Stein“. Auf dem Transportweg zum Einlagerungsort, der auch etappenweise über mehrere Niederschlagsperioden erfolgen konnte, waren die Hölzer diversen destruktiven Einflüssen ausgesetzt. Beispielsweise der mechanischen Abrasion der Rinde und evtl. auch äußerer, weicherer Holzstrukturen. Schwundrisse (Trocknungsrisse) bildeten sich durch das Austrocknen der zuvor mit Wasser vollgesogenen Hölzer. Den Befall durch Holzfäule erzeugenden Pilze und Bakterien forcierte das feuchtwarme Milieu. Auch andere Holzschädlinge konnten zeitweilige Ablagerung an der Oberfläche nutzen um Holzsubstanz zu zerstören. Alle Arten dieser Schadbilder lassen sich gelegentlich an dem einen oder anderen neuen Fundobjekt nachweisen. Transportbedingte Abrollerscheinungen sind häufig sehr gut von außen zu erkennen, während Zerfallserscheinungen durch Braun- oder Weiß-fäule fast ausschließlich durch die Analyse von polierten Schnittflächen unter dem Binokular festzustellen sind.

Tangential-Bruchstück eines ca. 25 cm dicken Stammabschnitts (erhaltene Länge 20 cm) aus dem mittleren Burgsandstein, Landkreis Haßberge.
Deutlich ist die partielle Erosion (unten, rechts) der äußeren Holzschichten erkennbar. Auch Fraß-Gänge und –Bohrungen sind noch erhalten. Während diese Schäden am Holz schon vor der Verkieselung erfolgten, ist oben links ein Areal mit einem Astabgang mit nahezu polierter Oberfläche überliefert. Solche Flächen entstehen über sehr lange Zeiträume auch an diesen sehr widerstandsfähigen Fossilien durch Windschliff (Staub und Sand wirkt dabei als Schleifmittel).

Die polierte Querschnittfläche eines Teilstämmchens vom Dadoxylon-Typ. Der größte Teil der Fläche zeigt eine excellente Erhaltung der Tracheiden,  der Markstrahlen und der Jahresringe. In den schlierigen orangenen Bereichen fanden im Holz schon vor der Verkieselung  Zersetzungsprozesse statt.

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 Eine Besonderheit der Landschaftstopologie süd-westlich von Coburg stellen die Basaltgänge und Schlote der „Heldburger Gangschar“ dar. Sie sind häufig in den Landkreisen Hildburghausen und Haßberge im Gelände reliefwirksam. Basalt-Magma drang im Tertiär in ein plattentektonisch verursachtes Spaltensystem ein, die “Heldburger Gangschar” entstand. Neben hunderten von Basaltgängen wuchsen zahlreiche Vulkane empor (die Gleichberge, der Schloßberg mit der Heldburg, der Zeilberg usw.). Diese “Härtlinge” leisteten der nachfolgenden Erosion höheren Widerstand und ragen heute markant aus dem Landschaftsprofil. Auf Fundstellen in diesen Regionen treten an Geländerippen partiell vermehrt Basaltbrocken zu Tage die nicht von Wegebaumaßnahmen stammen können und im verschmutzten Zustand, leicht mit Kieselholz zu verwechseln sind.

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Links der Straufhain, ein Vulkanschlot nahe Streufdorf, mit der Ruine des „Palas“ einer ehemaligen Burganlage.

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Im Jahr 2014 untersuchte Sammlerfreund Lutz mit einem Dosimeter eine Reihe von Kieselhölzern meiner Sammlung. Überrascht mussten wir feststellen, dass die Strahlungswerte bei einigen der vielen Sammlungsstücke außerordentlich hoch waren. Diese Fundstücke erreichten mit einer Strahlendosis über 5 Mikrosievert pro Stunde, kumuliert auf ein Jahr, die gesetzlich festgelegte maximale Jahres-Dosis, die beim Umgang mit radioaktiven Stoffen für Beschäftigte in Kernkraftwerken zulässig ist. Auffallend ist die enge regionale Bindung der Fundorte an Basaltgänge und Schlote der „Heldburger Gangschar“. Die zweite Auffälligkeit: die meisten Fundstücke von den gleichen Fundstellen strahlen nur im regionalen Normbereich (ca. 0,2 Mikrosievert). Somit schließt sich die vordergründige Annahme aus, den Vulkanismus als Ursache für die Strahlung zu sehen. Auch ist die nachträgliche radioaktive Anreicherung von dicht verkieselten Hölzern wegen der bereits analysierten Feinverteilung im Querschliff von Fundstücken nicht plausibel. Vielmehr drängt sich die Vermutung auf, dass die Einlagerung der Uranverbindungen ins Holz an einem anderen Ort (evtl. am Verkieselungsort) und zu einem früheren Zeitpunkt, vor oder während der Einkieselung erfolgt sein muss. Ein eventueller Zusammenhang zwischen radioaktiven Kieselhölzern und der geographischen Lage unserer Fundstellen soll (soweit möglich) in den nächsten Jahren erfasst werden.

geol-regio-karte

Dank Herrn Dr. ECKHARD MÖNNIG für die Ausarbeitung der geol. Übersichtskarte unseres Sammelgebietes.
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Unser eng umrissenes Sammelgebiet ist Teil der Keuper locus-typicus-Region südwestlich von Coburg. Die zahlreichen Fundstellen liegen in den Landkreisen Coburg, Bamberg, Haßberge und Hildburghausen (in Südthüringen). Der südliche Zipfel des Landkreises Hildburghausen liegt im Keuper der Grabfeld-Mulde und zählt deshalb zu unserem Sammelgebiet. Bei den vielen Aufsammlungen gelingt es immer wieder einmal neues, interessantes Sammlungsmaterial aufzuspüren. Naturgemäß sind auf den seit Jahrhunderten landwirtschaftlich genutzten Feldern spektakuläre Funde, wie im Naturkundemuseum oder der Veste Coburg zu sehen sind, heute nicht mehr möglich.

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schichten-keuper

Unser Fundstellenarchiv wird ständig durch die Begehung bislang noch nicht untersuchter Felder, ausgewählt nach Geologischen Karten, Hinweisen in alter Literatur und auch durch Tipps von Sammlerfreunden aktiv erweitert. In nebenstehender Tabelle sind die Schichten gelb markiert, die bisher Fundstücke geliefert haben. Dabei lassen wir unberücksichtigt, dass die Hölzer gegebenenfalls auch durch Umlagerung, durch Erosion oder durch Aufbereitungs-vorgänge aus anderen Sedimentations-Horizonten stammen könnten. Soweit möglich versuchen wir unsere Fundstellen stratigraphisch zuzuordnen. Dazu verwenden wir verfügbare neue und historische geologische Karten. Wo uns das nicht weiterhilft kann auch eine vergleichende Analyse von Sandsteinlesefunden mit Material von stratigraphisch bekannten Fundarealen eine Zuordnung ermöglichen.

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Bei den Fundstücken handelt sich überwiegend um
Koniferen-Hölzer vom Agathoxylon (Dadoxylon) Typ.

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Im Folgenden sollen stratigraphische und regionale Besonderheiten herausgestellt werden, auch eine Reihe von besonderen Sammlungsstücken werden vorgestellt.

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Löwensteinformation, der obere Burgsandstein:
Kieselhölzer unserer Fundstellen im Landkreis Bamberg in Schichten des oberen Burgsandstein zeigen meist eine beige sekundäre Verwitterungsrinde an der Stammaußenseite. Längsbrüche sind oberflächlich häufig durch Eisen-Ionen hellrot eingefärbt. Die Erhaltung ist strukturbietend. Die Kieselhölzer sind nicht abgerundet und legen damit nahe, dass die Stücke keinen langen Transportweg hinter sich haben.
Eine Besonderheit der Fundstücke stellt die sichtbare Erhaltung der Tracheiden und Markstrahlen auf Radialbrüchen dar. Teilweise sind sogar die Hoftüpfel in den Tracheiden unter dem Mikroskop noch erkennbar.
Zu erwähnen ist auch der ca. 50% Anteil von fluoreszierenden und der noch höhere Anteil von Fundstücken mit Quarzkristall-Varietäten auf Bruchebenen, Klüften und in Fäulnishohl-räumen. Erhöhte Radioaktivität konnte an den Sammlungsstücken noch nicht festgestellt werden.

Bruchstück einer äußeren Zuwachszone
(ca. 2,5 cm dick)
mit Ästchen Knuppeln
und einem 2.8 cm  dicken Astabgang
(links, mittig)
Bruchstück (ca. 20 cm lang)
aus dem Inneren eines großen Stammes.
Der obere Teil ist die radiale Bruchfläche
entlang einer Zuwachszone,
der untere Teil ist ein Radialbruch
auf dem 3 Ästchen- Strahlen
zu erkennen sind.
Ein Tangentialschliff durch ein Fundstück
Xenoxylon parvipunctatum
mit ca. 50 „Ästchenstrahlen“ (bis 5mm Durchmesser).

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Verschiedenfarbige Quarzkristalle
auf einer Bruchfläche.
Rauchquarzkristalle in
einem Fäulnishohlraum. 
Ein Detail von dem obigen Fundstück
mit „Ästchenstrahlen“,
erkennbar
das lakunöse Mark
und ein Trocknungsriss
mit kristalliner Quarzausfüllung.
Holzfasern spannen sich
zwischen
den Seiten der Kluft.

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Mehrere rot-orange fluoreszierende Hölzer unter UV-Licht.
Die gleichen Hölzer ohne UV-Licht.

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Löwensteinformation, der mittlere Burgsandstein:
Die Feldfundstellen, die die Kieselhölzer der Sammlung aus den Schichten des mittleren Burgsandstein bisher lieferten, liegen in den Landkreisen Coburg und Haßberge. Sie zeigen von Fundstelle zu Fundstelle eine stark differierende beige/braune bis rote sekundäre Verwitterungsrinde an der Stammaußenseite und/oder an den Bruchstellen der Fundstücke. Die Erhaltung ist überwiegend strukturbietend. Die Stücke sind selten abgerundet und legen damit nahe, dass kein langer Transport zum Verkieselungsort bzw. zum Fundort erfolgt sein kann.
m-b-7 Der Anteil an fluoreszierenden Fundstücken liegt abhängig von den Fundarealen zwischen 10% und 50% wie auch der Anteil der Stücke mit Mineralneubildungen. Neben Quarzkristall Varietäten, von wasserklar bis rötlich, auf Bruchflächen, Zerrklüften und in Fäulnishohlräumen finden sich selten und nur auf wenigen Fundstellen Hölzer mit tafeligen Baryt Belag, auffallender Weise bisher nur im Gebiet der Heldburger Gangschar.
Ebenfalls selten finden sich Fundareale, die durch Sand- und Feinkies-Anhaftungen an verkieselter Hölzer, eine sekundäre Umlagerung zum Fundgebiet vermuten lassen. Die radioaktive Strahlung der Fundstücke variiert von normal bis hoch, selbst an einer eng umrissenen Fundstelle.

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Im Bild rechts, mineralisch gebundene Anhaftungen von fein bis mittelkörnigen Sanden und abgerollten Kleinkieseln auf einem 16cm breiten Brocken mit roter Verwitterungsrinde und rot geflammter Bruchfläche.

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Tafeliger Baryt bis zu fünf Schichten dick,
auf einem Querbruch.
Ein rot-orange fluoreszierendes Stammstück
(ca. 15 cm lang).
Die Fluoreszenz erstreckt sich über
die Längs- und Querbrüche.  
Querbruch durch einen „Halbstamm“.
Die Bruchfläche zeigt ein
radiales Wellenmuster
das durch Wind-oder Wasserschliff
entstanden sein kann.
Die „Wellenkämme“ liegen auf den
Grenzen der Zuwachszonen. 

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Der Querschnitt durch das Bruchstück
eines ca. 50 cm dicken Stammes zeigt Holz
in verschiedenen Auflösungsstadien.
Unten intaktes Holzgewebe mit Zuwachszonen,
mittig links ein komplett zersetzter Bereich
nahe des Stammzentrums und
oben verschiedene Zersetzungsstadien.
Tangentialschliff eines Stämmchens
mit vielen Ästchen-Sprossen
und einer rötlichen sekundären Verwitterungsrinde.
Ausschnitt aus dem Radialschnitt durch
ein 25 cm langes Kieselholz mit nach
unten zeigenden Astabgang.

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Ein Aststumpf (ca. 5cm Durchmesser),
der bereits vor der Einkieselung am Baumstamm
von innen vermodert war.
Woodworthia-Stämmchen Abschnitt
(ca. 7cm Durchmesser und 6 cm lang)
mit Astknuppeln auf der Außenhaut und
Ästchen-Strahlen, die bis ins Zentrum laufen.

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Löwensteinformation, der untere Burgsandstein:
Die bisher erfassten Fundstellen im unteren Burgsandstein liegen in den Landkreisen Haßberge und Coburg. Die Funde zeigen äußerlich überwiegend eine stark erodierte und abgerollte Oberfäche, aber gar nicht so selten sind auch Stücke mit botanischen Strukturen auf der Aussenfläche zu finden. Die sekundäre Verwitterungsrinde ist gewöhnlich beige/hellgrau ausgebildet.
Der Anteil an fluoreszierenden Kieselhölzern (schwach rot) variiert von Fundstelle zu Fundstelle zwischen 20% und 30%.
Mineral-Neubildungen sind selten zu beobachten und sind dann gewöhnlich als Kristallrasen, bestehend aus kleinsten dunklen Quarzen, ausgebildet.
Funde mit erhöhter radioaktiver Belastung sind bisher noch nicht vorgekommen.

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Stämmchen (8cm Durchmesser)
mit beigegrauer Verwitterungsrinde.
Der gesamte dunkelgraue Bereich
(auch die Strahlen durch die Verwitterungsrinde)
zeigt eine gut erhaltene Zellstruktur.
Ein dreidimensional gekrümmter Abschnitt
aus dem
Wurzelbereich mit
markanten Furchen auf der Oberfläche. 
Ein sehr ungewöhnlicher Fund:
Holz-Bruchstück (12x10cm) mit Fäulnishohlraum.
Die Wände des Hohlraums sind mit
Morionkristallen besetzt (auch Doppel-Ender)
und im Grund hat tafeliger Baryt die Morionkristalle
teilweise überwachsen (Detail Aufnahme unten).

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Eine Stammscheibe (ca. 15cm Durchmesser),
teilweise mit Holzzellen Erhaltung und
partiellen Auflösungserscheinungen.
Gut zu erkennen sind die
Pseudo-Zuwachszonen.
Sammlung Stefan Franz

Detail der beigen kanalartigen Strukturen
die in Achsrichtung den Stamm durchziehen.
Die Kanäle sind mit den wollknäulartig
verschlungenen Biosignaturen angefüllt,
die möglicherweise auf Pilzhyphen
zurückzuführen sind. 
 Detailaufnahme aus dem Fäulnishohlraum
des Holzes von oberhalb.

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Hassbergeformation:
Unsere Feldfundstellen mit Kieselhölzern der Hassbergeformation liegen in den Landkreisen Coburg und Hildburghausen. Im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Fundstellen finden sich die Hölzer dieser Formation meist in gut erkennbaren Schüttungen mit Radiolarit
(früher Lydit oder Kieselschiefer genannt) und anderen Fremdgeröllen.
Die Farbe der sekundären Verwitterungsrinde reicht von hellgrau über beige bis tiefschwarz.
Der Erhaltungszustand ist allgemein stark abgerollt und stark erodiert, selten sind Stücke mit botanisch interessantem Äußeren. Von längeren Transportwegen kann deshalb ausgegangen werden.
Rot-orange Fluoreszenz ist bei einem großen Teil der Fundstücke festzustellen.
Mineral-Neubildungen sind selten zu beobachten und sind dann gewöhnlich als Kristallrasen auf Klüften und in Hohlräumen, bestehend aus kleinsten dunklen Quarzen, ausgebildet.
Nur an einem Fundstück konnte bisher erhöhte Radioaktivität festgestellt werden.

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Stamm-Segment aus einem ca. 50cm
durch-messenden Baumes mit
extremen Zerfallserscheinungen auf dem Außenmantel
und tiefen axialen Fäulnisklüften
in der Querbruchebene.
Siehe auch unten unter UV-Licht.
Ein großer peripherer Kieselholzbrocken
mit weit fortgeschrittenen Zerfallserscheinungen.
Die einzelnen Holzklötzchen unten links
stehen frei und sind nur noch auf
der Innenseite mit dem Stamm verbunden.
Intensive Zersetzungsprozesse haben
tiefe radiale Hohlräume ins Holz gefressen.
Die Hohlräume sind
mit dunklen winzigen Quarzkristallen „tapeziert“.

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Stammsegment mit gut erkennbarer
Oberflächen-glättung durch die abrasiven Kräfte
von Wind- oder Wasserschliff. 
Woodworthia Stammabschnitt (ca. 15cm lang)
mit den typischen Ästchen Knuppeln
auf der Außenhaut. 
Peripherer Holzsplitter (ca.12cm diagonal)
mit signifikanten Astknuppeln und
wulstiger Überwallung (rechts unten)
um einen Astabgang (auf der Innenseite erkennbar).

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Das Stammsegment von oben,
unter der UV-Lampe.
Stammabschnitt, ca. 30cm lang.
Auf der glattgeschliffenen Oberfläche
sind zahlreiche Bohrlöchern
von Holzschädlingen
zu erkennen.
Der gleiche Stammabschnitt
von der radialen Bruchfläche
zeigt den Hohlraum
eines 3cm dicken Astabgangs.

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Funde aus Mainschotter Ablagerungen:
die Fundstücke wurden in verschiedenen Kieswerken am oberen und mittleren Main aufgesammelt, die großenteils nicht mehr begangen werden dürfen.
Ablagerungsbedingt ist keine Zuordnung zu geologischen Formationen möglich.
Entsprechend ist auch die Fluoreszenz (schwach rot) nicht anteilig zu definieren sondern von den Bedingungen am ursprünglichen Verkieselungs- oder Einlagerungsort abhängig.
Leichte Radioaktivität konnte bereits an mehreren Fundstücken festgestellt werden.
Die Kieselhölzer liegen als Treibhölzer vor. Die sekundäre Verwitterungsrinde variiert von hellgrau/beige bis zu kräftigen Brauntönen.
Mineralneubildung an der Außenhaut ist transportbedingt nicht festzustellen, im Inneren der Hölzer sind jedoch häufig Chalcedon Ausfüllungen und Quarzkristallrasen in Spalten und Rissen zu beobachten.

Treibholz-Endstück ca. 16cm breit,
mit hellgrau/beiger sekundärer Verwitterungsrinde.
Auf der Stirnfläche sind Löcher von
axialen „Hohlräumen“ zu erkennen.
Auf der polierten Querschnitt-Fläche 
sind diese „Hohlräume“ als helle,
quarzgefüllte Flecken und Streifen,
meist entlang von „Pseudo-Zuwachszonen“
wieder zufinden.
Der erhaltene Teil eines Stammes
mit ca. 20cm Durchmesser
und rotbrauner Verwitterungsrinde.
Auf der gesamten Querschnitt-Fläche
ist kein Bereich mit intakter
Tracheiden-Struktur erhalten.

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Ein bereits am lebenden Stamm
abgestorbener Astabgang (7cm lang).
Fäulnisvorgänge haben weichere Holzanteile
bis zu mehreren Zentimeter tief
in das Stämmchen zersetzt.
Ein Stammstück (ca. 20cm lang)
eines etwa 80cm durchmessenden Baumes
mit ausgeprägter Oberflächenstruktur
und dies trotz der deutlichen
Zersetzungs- und Transporterscheinungen.
Querschnitt durch einen Stamm
mit 17cm Durchmesser.
Ein H-förmiges Spaltensystem in der Mitte
spaltet das Markparenchym
in Teilbereiche auf,
siehe Mikroskop Aufnahmen unten.

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Eine Stammscheibe (ca. 30cm breit),
teilweise mit Tracheiden-Erhaltung,
jedoch größtenteils mit Auflösungserscheinungen,
vermutlich durch Pilzbefall.
Sammlung Stefan Franz
Detailaufnahme vom Stammzentrum mit
hellblauem Chalzedon in Fäulnishohlräumen.
Sammlung Stefan Franz

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Mikroskop Aufnahmen interessanter Details:

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Reste des Markparenchyms (im Bild rechts)
aus dem Stammquerschnitt von oben rechts.
Unterbrochen werden die Zellen
durch einen hellblau gebänderten Achat.
Der abgespaltene 2. Teil des Parenchyms,
oberhalb und links von klaren Quarzkristallen umrandet,
die das Spaltensystem auskleiden.
Rhombische Zerfallsstrukturen auf
einem radialen Längsschnitt.

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Querschnitt: Gut erhaltene Tracheiden-Strahlen
und Markstrahlen (senkrecht verlaufend),
von rechts nach links verläuft ein Jahresring.
Querschnitt mit
fortgeschrittener Holzzersetzung
links: Holzzellen und der Rest
eines senkrecht verlaufenden Jahresringes.
Mitte: orangefarbene Nadelsphärolithe
in einem Fäulnishohlraum
in dem sich,
rechts: noch ein
Holz-Rest mit deformierten Holzzellen befindet.
Tangentialschnitt:
Ein Holzspan, bereits mehrfach gebrochen,
in einer Zersetzungskluft.
Möglicherweise ist dieses  Erscheinungsbild
auf die sogenannte „Würfelbruchfäule“  zurückzuführen.

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Radialschnitt: Ein verdrifteter Holzspan
(von unten Mitte nach rechts Mitte)
in einem Fäulnisspalt der mit
wasserklaren Quarzkristallen ausgefüllt ist.
Die orange Einfärbung wird vermutlich
durch Biosignaturen von Pilzhyphen verursacht.
Radialschnitt: Zwei in Zersetzung befindliche
Ästchen-Sprossen ragen in eine Kluft,
die mit orange/roten „Myzel“ an den Wänden
oben und unten ausgekleidet ist.
Links und rechts dazwischen wasserklare Quarzkristalle.

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Der Ausblick:
Bekannte und neue Fundstellen werden wir auch in absehbarer Zukunft intensiv in der vegetationsfreien Zeit beobachten. Der Focus wird sich dabei, neben dem Aufsammeln von besonderen Fundstücken (mit „Kern“), auf die Beziehung von Fundhäufigkeit und erkennbaren Schüttungsfächern und -Flächen richten.
Durch messen und erfassen der radioaktiven Strahlung von neuen Fundstücken der verschiedener Sammelregionen und Fundpunkte, soll (falls erkennbar) eine regionale Häufung auch im Südthüringer Raum dokumentiert werden.
Die Zuordnung der Fundstücke zu den unterschiedlichen Dadoxylon-Typen ist nur mit einer Verbesserung der gegebenen technischen Ausrüstung möglich, die auch in absehbarer Zeit erfolgen wird. Auch die Zersetzungserscheinungen in den Hölzern durch Pilzhyphen, Fraß Gänge durch Holzschädlinge und mineralogische Besonderheiten können dann besser dargestellt werden.
Für die Beurteilung von Mineralienneubildungen in 2. / 3. Generation an und in den Kieselhölzern sowie Anflügen von Malachit, Azurit usw. würde ich mich über die kompetente Mitarbeit eines interessierten Mineralogen freuen.

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Mein besonderer Dank an:

Sammlerfreund Carsten Beck für Exkursionen zu „Neufundstellen“ und interessante Diskussionen.
Sammlerfreund Stefan Franz für die Möglichkeit und tatkräftige Mithilfe bei der Schneid-, Schleif-und Polierarbeit an Kieselhölzern für mikroskopische Untersuchungen und für die zahlreichen gemeinsamen Sammelexkursionen.
Herrn Klaus Peter Kelber für die Darstellung des keuperzeitlichen Fluss-Systems.
Herrn Dr. Eckhard Mönnig (Naturkunde Museum Coburg) für die Gestaltung der geologischen Übersichtskarte und die Möglichkeit der Ausleihe von Fachliteratur.
Herrn Siegfried Nikel für anregende Diskussionen und Einblicke in seine Sammlung.
Herrn Hans Peter Schurr für die Mikroskop-Fotografien und die interessanten Gespräche.
Frau Hildegard Eberhardt für die Überlassung von Kieselhölzern aus ihren Aufsammlungen.

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Quellenverzeichnis:

AUMANN, G. (1966) Erdgeschichte des Coburger Landes.-Sonderband Nr.1; Naturkunde-Museum Coburg.
JAKOB, H. (1972) Geologisch-mineralogische Beobachtungen an Kieselhölzern aus dem fränkischen Keuper.- Geol. Bl. NO-Bayern, 22: 149-161; Erlangen.
KELBER K.P. (2007) Die Erhaltung und paläobiologische Bedeutung der fossilen Hölzer aus dem süddeutschen Keuper (Trias, Ladinium bis Rhätium).- in SCHÜSSLER, H. und SIMON,Th. (2007),- Aus Holz wird Stein-Kieselhölzer aus dem Keuper Frankens.- 37-100;- Verlag Eppe, Bergareute.
KEUPP H. (2015) Fossile Pilze.- Fossilien Nr. 2/2015: 24-34.
LANDMESSER, M. (1994): Zur Entstehung von Kieselhölzern.-extra Lapis, 7: 49-80

LORENZ, J. & JUNG, J. (2009) Die Mainkiesel-haben Goldwäscher eine Chance? Über die Sedimente des Mains, ihre Herkunft und den früheren Lauf des Flusses.- Der Main-Echo-Onlinedienst.
MÖNNIG, E. (2006) Das Naturkundemuseum Coburg.- Beitr. Geol. Thüringen, N.F. 13: 311-327; Jena.
NIKEL, S. (2004) Kristallkieselhölzer aus dem basalen Schilfsandstein des württembergischen Keupers (km2), Trias.- Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, 160: 49-83; Stuttgart.
NIKEL, S. (2011) Baumpilze in Kieselhölzern aus dem basalen Schilfsandstein des württembergischen Keupers (kmSt), Trias.- Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, 167: 111-162; Stuttgart.
RUMPEL, D. (1979) Die Herkunft der Kieselhölzer im fränkischen Raum.- Geol. Bl. NO- Bayern, 29: 205-223; Erlangen.
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SCHÜSSLER, H. und SIMON, Th. (2007) Aus Holz wird Stein-Kieselhölzer aus dem Keuper Frankens.- Verlag Eppe, Bergareute.
THEWALT, U. und DÖRFNER, G. (2014) Das „Moos“ im Achat.- Fossilien Nr. 6/2014: 8-19.
VOGELLEHNER, D. (1965) Untersuchungen zur Anatomie und Systematik der verkieselten Hölzer aus dem fränkischen und südthüringischen Keuper.- Erlanger Geol. Abh., 59:1-76; Erlangen.

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c-cfk 08.2015

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