Paläontologische / geologische Exkursion

im Coburger Land und in der Fränkischen Alb

vom 16. bis 18. April 2010

zum 25-jährigen Jubiläum der Geologengruppe Ostalb eV. logo-ostalb


 

Ablauf der Exkursion:

16.04.2010 17.04.2010 18.04.2010
  • individuelle Anreise und gemeinsames Abendessen im Gasthof.
  • Vorstellung der Exkursionsziele, sowie der geologischen Situation im Exkursionsgebiet.
  • Ausgabe der Exkursionsführer,
  • Infos über Coburg und Bad Staffelstein 

 

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17.04.2010

Besuch des Naturkundemuseum Coburg
Begehung des Reitersberg-Tunnels
Felder auf den „Langen Bergen“
Am Abend Vortrag Dr. Mönnig

 

Besuch des Naturkundemuseums, Coburg, Park 6

mit Führung durch Herrn Dr. ECKHARD MÖNNIG (Vorsitzender der Subkommission für Jurastratigraphie).

Der Fundus des Naturkundemuseum Coburg basiert unter anderem auf der Sammeltätigkeit der Herzöge Franz Friedrich Anton von Sachsen, Coburg und Saalfeld (1757-1806), Ernst II von Sachsen, Coburg und Gotha (1818-1893) und Prinz Albert von Sachsen, Coburg und Gotha (1819-1861) (Ehemann von Königin Victoria von Großbritannien). Die Sammlungen wurden 1844 in einem „Herzoglichen Kunst- und Naturalienkabinett“ zusammengefasst. Der Geologe CARL FRIEDRICH Freiherr von SCHAUROTH (1818-1893) wurde zum ersten Direktor bestellt. Zu dieser Zeit kam wahrscheinlich auch die bedeutende Sammlung (oder Teile davon) des Coburger Gymnasiums Casimirianum (bis ins frühe 18. Jahrhundert nachweisbar) ins Naturalienkabinett.

flyer-nmusDiese Schulsammlung wurde von einer Reihe von Lehrern und Schulleitern zusammengetragen z.B. von J. K. SCHWARZ (1677-1747) über H. G. HORNSCHUH (1746-1795) bis J. C. M. REINECKE (1770-1818). REINECKE war einer der Ersten, der Ammoniten nach der binären Nomenklatur von Linné beschrieb. Viele der beschriebenen Typusammoniten sind heute noch als Leitammoniten bekannt (z.B. Leioceras opalinum, Reineckeia anceps, Ataxioceras polyplocus usw.). Dieses lange Zeit verloren geglaubte Typusmaterial wurde vor einigen Jahren von Dr. MÖNNIG im riesigen Sammlungsarchiv des Museums für die Wissenschaft wiederentdeckt.

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Herzog CARL EDUARD ließ von 1912 bis 1914 ein neues Museumsgebäude unterhalb der Veste Coburg errichten. Durch einen modernen Anbau wurde dieses historische Gebäude 1996 auf eine Kapazität von 4800 m² erweitert. In 13 Ausstellungssälen sind naturwissen-schaftliche Ausstellungen im angemessenen Rahmen dem Publikum zugänglich.

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Herr Dr. MÖNNIG referierte am Abend auch über die Geschichte des Museums und die Geologie und Stratigraphie Oberfrankens.

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Begrüßung der Exkursionsteilnehmer durch Dr. ECKHARD MÖNNIG,
anschließend Führung durch die Räume des Naturmuseums

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Die ICE-Tunnelbaustelle „Reitersberg“, 2975m lang

Der Reitersbergtunnel durchfährt die Schichten des Oberen, Mittleren und Unteren Muschelkalk und schneidet am Tunnelende auch noch Schichten des Buntsandstein an. Uns wurde die Möglichkeit geboten, im Rahmen einer Führung, die Baumaßnahmen bis zur Vortriebszone zu besichtigen.

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Muschelkalkfelder (mo1 bis mo3) auf den“Langen Bergen“ (523m)

Der Muschelkalkzug „Lange Berge“ – im Nordwesten von Coburg gelegen – wird aus Schichten des Unteren, des Mittleren und des Oberen Muschelkalk aufgebaut und streicht nach Süden unter den Keuper aus. Auf fundträchtigen Feldern des Oberen Muschelkalk wurde nach Ceratiten, Nautiliden, Muscheln, Wirbeltier- und Fisch-Resten gesucht (Fische sind in länglichen laibstein-ähnlichen Knollen erhalten).

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Beispiel-Fundstelle nahe Ahlstadt, im Hintergrund die Gleichberge.

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Die „erlegte Strecke“

 

Vortrag durch Herrn Dr. Eckhard Mönnig über J. C. M. REINECKE

J. C. M. Reinecke (1770 – 1818) war Professor für Mathematik am Gymnasium Casimirianum in Coburg. Kurz vor seinem Tod veröffentlichte er 1818 seine einzige paläontologische Abhandlung: Maris protogaei Nautilos et Argonautas vulgo Cornua Ammonis in Agro Coburgico et vicino reperiundos (Des Urmeeres Nautili und Argonautae aus dem Gebiet von Coburg und Umgebung).

Darin beschrieb REINECKE ca. 40 Kopffüßerarten (meist Ammoniten) aus der Trias und dem Jura der Obermaingegend und des Coburger Landes. Den größten Anteil stellten dabei mit 17 Arten „Goldschnecken“ aus dem Ornatenton der Flur von Langheim. Darunter dem Sammler so geläufige Arten wie Kosmoceras jason, Macrocephalites tumidus oder „Nautilus anceps“, dessen Gattungsname heute zu Ehren des Autors „Reineckeia“ lautet.

Die Originalsammlung Reineckes mit den Holotypen galt bis in die 1990er Jahre als verloren, bis sie der Kustos der paläontologischen Sammlung des Naturkundemuseums, Dr. Eckhard Mönnig, wieder entdeckte.

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Tafel aus REINECKES Werk u.a. mit Macrocepalites tumidus und Reineckeia anceps Ungarische Briefmarke mit Reineckeia crassicostata 

 

18.04.2010

Besuch der Petrefaktensammlung in „Kloster Banz“
Feldfunde bei Lahm
Besuch der Steinbrüche Ludwag
Besuch des Steinbruch Ebermannstadt

 

Besuch der „Petrefaktensammlung“ Kloster Banz

  mit Führung durch Frau Eichner

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Die bekannte Sammlung wurde größtenteils durch naturwissenschaftlich interessierte Kirchenmänner zusammengetragen. Infolge der Säkularisation (1802/03) ging die erste Sammlung aus dem 18. Jahrhundert, an deren Aufbau maßgeblich die Pater Roppelt und Lindner beteiligt waren, verloren. Ausgestellt sind Teile der „neuen“ Sammlung, die auf die Sammeltätigkeit von Carl Theodori und Pfarrer Geyer aufbaut. Die großen Sammlungsstücke gehen vor allen auf Pfarrer Murk und Michael Herd zurück. Die Sammlung war im 19. Jahrhundert so einzigartig, dass sie von in- und ausländischen Wissenschaftlern besucht wurde (u. a. QUENSTEDT und GÜMBEL). Durch Kriegseinwirkungen und Nutzungs-änderungen der Klosteranlage im 20. Jahrhundert ist ein deutlicher Schwund des ursprünglichen Umfangs zu beklagen.

Die bedeutende Petrefaktensammlung hat heute ihren Platz im Erdgeschoss – rechts neben dem Haupteingang – gefunden. Ausgestellt sind neben den regionalen Fossilien auch Exponate der „Orientalischen Sammlung“.

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Am 12.Juli des Jahres 1859 besuchte Victor von Scheffel die Petrefaktensammlung während eines mehrwöchigen Aufenthaltes im Kloster Banz. Der riesige Fischsaurier- Schädel (2,10m) soll ihn zur Dichtung des bekannten Liedes  „Der letzte Ichthyosaurus“ inspiriert haben.

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Felder bei Lahm im Malm gamma 2 – 3

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Felder nahe Lahm/Altendorf in den Schichten des Malm gamma 2 und 3

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Pseudohimalayites uhlandi Malm gamma 3

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Die aufgelassenen Steinbrüche bei Ludwag 

(Malm beta bis gamma, Bank- und Schwamm-Fazies)

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Orthosphinctes (Orthosphinctes) polygyratus Rasenia sp. mit Aptychus

Der „untere“ Steinbruch Schmaus bei Ludwag erschließt die Bank- und Mergelkalke des Malm beta und gamma. In der mergelreichen nördlichen Fränkischen Fazies des Malm gamma finden wir unter anderem auch häufiger Ammoniten mit erhaltener Mündungsapophyse. Der Aufschluss schneidet die Schichten eines kleinen Beckens an (der Ludwager Bucht), umgeben vom Würgauer-Görauer Riffareal, dessen Schichten im „oberen“ Bruch aufgeschlossen sind. Hier finden wir in einer einzigartigen Aufschlusssituation Riffkomplexe mit zwischengeschalteten Schwammmergeln, die den Schichten des Malm beta und gamma entsprechen. Zu finden gibt es hier beim Aufsammeln an den Schuttkegeln der Steilwände die typischen Fossilien der Schwammfazies mit Schwämmen, kleinen Ammoniten, Seeigeln, Brachiopoden, Resten von Schlangensternen usw.

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dolomitisierte Riffkuppeln und fossilreiche Schwammmergel im „oberen“ Bruch

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Liostrea roemeri, Lacunosella sp., Plegiocidaris sp., Collyrites carinata, Sphaeraster scutatus Sutneria platynota (REINECKE)

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Steinbruch Ebermannstadt  Malm beta und gamma

Der Steinbruch unterhalb der „Burg Feuerstein“ ist seit über 10 Jahren aufgelassen und wurde im Gegensatz zur gängigen Praxis nicht verfüllt, sondern als Biotop renaturiert. Schichten des Malm alpha sind in der Bruchsohle partiell aufgeschlossen. Die ca. 18 Meter hohen Wände aus den Werkkalken des Malm beta werden von Mergelkalk-Schichten des Malm gamma überlagert.

Der Aufschluss liegt im Fränkischen Mergelbecken (Feuerstein/Dornig-Formation). Dieser Faziesraum nordwestlich des Ries-Wiesent-Riffareals zeichnet sich durch einen deutlich höheren Mergelanteil, insbesondere in den Schichten des Malm alpha und gamma aus.

Der Unterschied zur „Fränkischen Kalkplattform“ entsteht nach MEYER & SCHMIDT-KALER durch die Barrierefunktion des Ries-Wiesent-Riffzuges, der den Trübestrom aus der Hessischen Meeresstraße umlenkte. Neuere Untersuchungen durch KOCH & HORNUNG et. al. erklären die lithofaziellen Unterschiede durch unterschiedliche Wasserenergie in Verbindung mit verschiedenen Wassertiefen in den Sedimentationsräumen.

Zu finden gibt es hier beim Aufsammeln an den Schuttkegeln der Steilwände die typischen Fossilien der Ammoniten-dominierten Fauna des unteren Malm.

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Malm-beta/gamma-Bruchwand (ca. 30 m hoch) mit ausgeprägten Schuttkegeln

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Pachypictonia sp. (ca. 35cm) im Anstehenden …

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…und nach der Präparation

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Schichtenfolge des Malm beta und gamma

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Gepostet in Exkursionsberichte