Palmfarne und Schachtelhalme

Der Schilfsandstein der alten Tongrube von Esbach

Seit dem Ende des 19.Jahrhunderts bis zum Jahr 1986 wurde zur Ziegelherstellung östlich von Dörfles-Esbach bei Coburg Ton abgebaut. Das Material wurde lange Zeit mittels einer dampfbetriebenen Kleinlokomotive auf Kipploren in die nahe gelegene Ziegelei gebracht.

Ich kenne, da ich als Kind mehrere Jahre in direkter Nachbarschaft zur Ziegelei wohnte, den Abbaubetrieb und die Bahn noch aus eigener Anschauung.

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Kipploren überqueren die Straße
in den 1960er Jahren

Luftbildaufnahme aus den 1960er Jahren.
Oben die Tongrube.

Auf Fossilien stieß ich erst im Jahr 1979 und besuchte daraufhin die Grube mit meinen Sammlerfreunden Robert Lager, Wolfgang Claus und Stefan Wiesner (leider) nur wenige Male. Meistens zog es uns damals als Anfänger auf der Suche nach den begehrten Ammoniten in die Malm-Steinbrüche bei Kaider oder Kirchleus und besonders in den Schwarzjura-delta nach Unterstürmig. Ich gewann dennoch einige schöne Stücke, v.a. von Palmfarnen und Schachtelhalmen, die heute zu den besten Keuperfossilien in meiner Sammlung gehören.

Stratigraphisch befinden wir uns im Schilfsandstein des Mittleren Keupers. Der „Schilfsandstein“ liegt aber hier nicht wie in Gebieten, in denen er zur Bausteingewinnung abgebaut wird, als Sandstein vor, sondern in toniger Stillwasser-Fazies. Die Ablagerung erfolgte also nicht in einer Flussrinne, sondern in einem stehenden Gewässer.

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Die Tongrube in den 1980er Jahren

Über den Schilfsandsteintonen fanden sich noch Sedimente der „Lehrbergschichten“. Darüber befinden sich Sedimente, die die Itz am Ende der Eiszeit ablagerte.

Die Pflanzenfunde stammen von der Grubensohle: Auf einer nur wenigen Quadratmeter großen Fläche gelangen mir 1979 einige wenige, aber außergewöhnlich schöne Funde von Palmfarnen (Pteropyllum jaegeri) und von Stammstücken des Schachtelhalms Equisetites arenaceus in beträchtlichen Größen. Darüber war noch ein Wurzelhorizont auszumachen, von dem ich noch über ein Belegstück verfüge. Leider wurde an diesem Fundort nie eine zielgerichtete wissenschaftliche Grabung durchgeführt, die möglicherweise spektakuläre Funde zu Tage gebracht hätte. Eine große Palmfarnplatte übergab ich Anfang der 1990er Jahre als Belegstück dem Naturkundemuseum Coburg.

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(Sgl.Nr. 033)
Wedel von Pterophyllum jaegerii
Länge der Platte 36 cm

Der Aufschluss existiert nicht mehr. Heute befindet sich hier der „Esbacher See“ in unmittelbarer Nähe der Autobahn A73. Von der Ziegelei kündet nur noch ein Straßenname.

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Die Tongrube heute: Der „Esbacher See“

rezenter Palmfarn aus Australien

Palmfarne (ein irreführender Begriff, da es keine Farne im eigentlichen Sinn sind), gibt es in 11 Gattungen und ca. 250 Arten noch heute. Jeder kennt wohl die Zierpflanze Cycas revoluta (eigentlich ein „Muss“ auf der Fensterbank eines Fossiliensammlers).

In der Trias und besonders im Jura waren die Palmfarne mit einer viel größeren Artenzahl als heute weit verbreitet. Sie werden zu Recht als „lebende Fossilien“ bezeichnet und sind in den warmgemäßigten Zonen beider Hemisphären verbreitet. Die einzige rezente Ordnung Cycadales gehört, wie Ginkgo biloba – ebenfalls ein lebendes Fossil – und den Nadelholzgewächsen, zu den Nacktsamern. Die Pflanzengruppe hat sich bereits im Perm vor ca. 250 Millionen Jahren entwickelt.

Weitere Esbacher Fossilien aus meiner Sammlung:

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wurzelhorizont

Schachtelhalm Equisetites arenaceus

Faziesstück aus einem Wurzelhorizont

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