Riesenschildkröte „Mobbl“

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Die Wattendorfer Riesenschildkröte „Mobbl
im Naturkunde Museum Bamberg.

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Wieder einmal konnte ein einzigartiges Fossil aus den Plattenkalken (ca. 154Mio. Jahr alt) im Steinbruch der Fa. Andreas Schorr  in Wattendorf, für die Nachwelt erhalten werden.
Nach monatelanger Präparation konnte das neue, einmalige Exponat endlich am 18.02.2020 im Naturkunde-Museum Bamberg der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Durch die vorangegangene Ankündigung der Präsentation in Presse und sozialen Medien, wie auch durch den Mitgliederbrief unseres Fördervereins, war großes öffentliches Interesse geweckt worden.

Persönliche Einladungen von Dr. Mäuser gingen an regionale Politiker, die Sponsoren und die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Auch zahlreiche Vertreter von Presse und Fernsehen hatten sich angekündigt.

Wegen des unerwartet großen Publikumsandrang mussten die einführenden Grußworte von Museumsleiter Dr. Mäuser, Landrat Johann Kalb und dem 1. Vorsitzenden des Fördervereins „Freunde des Naturkunde-Museums Bamberg e. V.“ Prof. Dr. Ecker in die größeren Räume der Sonderausstellung „Wer ist der Wolf“ verlegt werden.
Nach dem Dank an die Sponsoren, die Präparatoren, die Grabungshelfer, an alle Förderer und die Fa. Andreas Schorr, drängten die Besucher erwartungsvoll in den benachbarten Raum zum verhüllten „Mobbl“ (im fränkischen Dialekt ist Mobbl die Bezeichnung für einen sehr beleibten Menschen).

  Endlich war es soweit! Dr. Mäuser und Landrat J. Kalb lüfteten das Geheimnis hinter dem schwarzen Vorhang.

Auf einer Platte mit ca. 220 cm Länge,160 cm Höhe und etwa 220 kg Gewicht liegt die riesige, 142 cm lange, Riesenschildkröte. Die Projektion im Hintergrund zeigt den rekonstruierten „Mobbl“ in seinem jurazeitlichen Lebensraum. Diese Illustration wurde dankenswerterweise von Dr. Spindler, Dinosaurier Museum im Altmühltal, zur Verfügung gestellt.

Prof. Dr. Walter Joyce, ausgewiesener Kenner fossiler Schildkröten bestätigte zudem, dass es sich bei unserem Fund um die größte, komplett erhaltene, jurazeitliche Schildkröte handelt, die bisher weltweit geborgen wurde. Er vermutet die Zugehörigkeit zur Gattung Thalassemys, die in Bruchstücken bereits in mehreren europäischen Ländern geborgen wurde. Spätere wissenschaftliche Untersuchungen werden zeigen ob es sich bei diesem außergewöhnlichen Stück um eine neue Spezies handelt. 

Heftiges Gedränge herrschte in der Folgezeit vor dem einmaligen Exponat. Jedes Detail von „Mobbl“ wurde gemustert, fotografiert und hinterfragt.

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Auf vier Bannern im Ausstellungsraum sind die wesentlichen Informationen des Werdegangs von der Bergung bis zum fertigen Museums-Exponat und den dazu erforderlichen Voraussetzungen dargelegt. Auf dem kleinen Bildschirm läuft eine Dia-Show von der Bergung und der Präparation.

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Aber nicht nur die versteinerte Schildkröte fand Zuspruch und Anerkennung sondern auch das in Handarbeit gefertigte außergewöhnliche Buffet. Viele verschiedene Snacks in Schildkrötenform wurden von den Gästen begeistert angenommen. Das Buffet war von Schülerinnen und Schülern der 8. Klasse der Grund- und Realschule Hirschaid gebacken worden.

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Der besondere Dank galt dem Präparatoren-Team „P&P Völkl“. Wie sich herausstellte, war die im Vorfeld veranschlagte Arbeitszeit bis zur Fertigstellung von „Mobbl“ wegen der extrem komplexen Ausgangssituation doch erheblich unterschätzt worden. Es handelte sich schließlich um ein Puzzle mit 1000 Teilen ohne Vorlage! Umso erfreulicher der Umstand, dass sie den Mehraufwand unserem Museum nicht in Rechnung gestellt haben!

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Printmedien in der ganzen Republik haben in der Folgezeit den dpa Artikel zur Präsentation von „Mobbl“ veröffentlicht. Aber auch regionale Zeitungsreporter und Fernsehteams brachten Beiträge in verschiedenen Medien. Am darauffolgenden Wochenende war ein nie da gewesener Besucheransturm im Naturkundenmuseum zu verzeichnen.

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Die Vorgeschichte:
Vom Scherbenhaufen zum Museumsexponat.

Die komplexe Bergung wurde bereits im Grabungsbericht „Wattendorf-Grabung 2018“ beschrieben.

Die bewährten Präparatoren „P&P Völkl“ setzten die geborgenen Teile zunächst soweit zusammen, dass eine erste Analyse ermöglicht wurde. Die sorgfältige Voruntersuchung war notwendig um zu prüfen, ob die erforderliche, sehr aufwendige und kostenintensive Präparation überhaupt zu einem ausstellungswürdigen Museumsstück führen würde.
Partiell mussten Partien anpräpariert werden um Materialbeschaffenheit, Vollständigkeit und Erhaltungszustand zu überprüfen. Erst nachdem diese Arbeiten beendet waren und die Präparatoren diese Herkules-Aufgabe als machbar beschieden, lief die Werbung um die erforderlichen Sponsorengelder an.
Die Präparations-Kosten wurden im Vorfeld auf ca. 34.000.- € geschätzt!

Nur ein kleiner Teil der
Plattenbruchstücke mit Kleinteilen
in Alu-Folie verpackt.
Es gab mehrere solcher Schalen
mit kleinen und kleinsten
Brustpanzer-Bruchstücken.
Erste größere Plattenstücke
sind für die Machbarkeitsanalyse
zusammengelegt.
Der anpräparierte riesige
linke Vorder-Fuß.
Der relativ kleine Schädel
mit dem anpräparierten
linken Vorderbein.
Die Präparation ist nun
schon weiter fortgeschritten.
Die schiere Größe ist
überaus beeindruckend.

Anlieferung und Aufbau von Mobbl“.


Am 11.02.2020 wurde das sehnsüchtig erwartete Museumsstück angeliefert. Die armierte Platte war zwar auf Schaltafeln mit Leisten und Gurten fixiert, musste aber trotzdem mit äußerster Vorsicht bewegt werden. Sechs Mann konnten in einer gemeinsamen Kraftanstrengung das min. 220 kg schwere „Paket“ behutsam um enge Kurven und durch Treppenhäuser in den Aufstellungsraum transportieren.

Hier wurde „Mobbl“ auf der dafür vorbereiteten Interims-Tragkonstruktion fixiert und aufgerichtet. Dank der exzellenten Vorbereitung durch das Museumsteam war die ganze Aktion nach nur 3 Stunden abgeschlossen und die Nervenanspannung wich großer Begeisterung.
 

Die Finanzierung.

Die Summe der Spenden, die verschiedene institutionelle Geldgeber dankenswerterweise für die Finanzierung der enormen Kosten zusagten, konnten die erforderlichen Gesamtkosten bei Weitem nicht abdecken. 
Eine erhebliche Teil-Summe musste deshalb durch den Förderverein Freunde des Naturkunde-Museums Bamberg e. V.“  aufgebracht werden.
Die Vorstandschaft,
Professor Dr. Ecker 1. Vorsitzender, Dr. Schindler 2. Vorsitzender und Frau Ecker Schatzmeisterin, setzten sich engagiert und letztlich auch erfolgreich ein, diese Finanzierungslücke zu schließen.  
Für den erst 2016 gegründeten Verein eine mehr als ambitionierte Aufgabe!
Intensive interne Kommunikation, vor Allem mittels der monatlichen Mitgliederbriefe und Kontaktpflege führten zu zahlreichen kleineren und größeren Privat-Spenden.
Lokalen Vereinen wurden mit Museumsführungen für die Spenden gedankt.
Private Kontakte zu Politikern in Stadt und Land und auch das private Umfeld wurden genutzt um die Begeisterung für das Schildkröten-Projekt zu verbreiten und letztlich Gelder zu requirieren.
Bereits im April 2019 erschien ein Beitrag mit Spendenaufruf im Rathaus-Journal der Stadt Bamberg.
Weitere Beiträge in der Bamberger Onlinezeitung und der „Inselrundschau“ folgten.

Mit Fördermitteln aus Stiftungen, institutionellen Spendern, Vereinen und den vielen Spenden von Privatpersonen konnte die erforderliche Summe noch in 2019 bereitgestellt werden.
Große Hochachtung gebührt dem Vereinsvorstand für die Kreativität und die Hartnäckigkeit die schlußendlich zum Erfolg führten und der Stadt Bamberg und dem Naturkunde-Museum zu einem einmaligen Ausstellungstück verholfen haben.

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Trotz dieser großartigen Leistung aller Beteiligten werden auch für zukünftige Projekte Sponsoren gesucht!

Viele wissenschaftlich wertvolle Fundstücke sind noch im Depot des NKM Bamberg eingelagert und es kommen sehr wahrscheinlich bei jeder neuen Grabung auch neue Fund hinzu. Thomas Bechmann der geowissenschftliche Präparator des Museums ist aus Kapazitätsgründen nicht in der Lage alle Wattendorfer Fundstücke zeitnah freizulegen. Deshalb ist es notwendig externe Präparatoren zu beschäftigen. Die Kosten für dieses Arbeiten sind aber nicht aus dem Budget des Museums zu leisten. Wie schon in der Vergangenheit sind hierfür Spenden von Sponsoren erforderlich. Auch kleine Beträge helfen weiter!

Spenden bitte an:
Freunde des Naturkunde-Museums Bamberg e. V.
Iban: DE 7705 0000 0302 9100 96 (Stadtsparkasse Bamberg)
Verwendungszweck: Spende für Fossilpräparation

Herzlichen Dank für die Unterstützung.

 

Das Naturkunde-Museum Bamberg
Fleischstr. 2,
96047 Bamberg
www.naturkundemuseum-bamberg.de

Das Naturkunde-Museum Bamberg und die historische Altstadt von Bamberg sind zu jeder Zeit einen Besuch wert.
Neben der paläontologischen Sammlung, der mineralogischen Sammlung, einer Insektensammlung und vielem mehr, stellt der historische Vogelsaal ein weiteres Highlight dar.

Die Wattendorf-Ausstellung wurde zwischenzeitlich durch spektakuläre Neufunde erweitert!

c-cfk 02. 2020

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