Sammelexkursion zu den Fundstellen der verkieselten Rifffauna

Im zeitigen Frühjahr 2011 haben wir auf den Spuren von ULRICH SAUERBORN – Vorsitzender der „Geologengruppe Ostalb e.V.“  – (siehe Fossilien Nr. 6/01 und „Klassische Fundstellen der Paläontologie“ Band 1 Seite 77-84 ) die Fundstellen der begehrten verkieselten Fossilien der Mergelstetten-Formation (Beckeri Zone des Oberkimmeridgium) besucht.

Erst im Jahre 2003 wurde diese Formation durch die Subkommission für Jurastratigraphie definiert. Die altersgleichen Fazien der Liegenden Bankkalk- und der Zementmergel-Formation wurden in der Mergelstetten-Formation zusammengefasst um eindeutig gegen Nachbarformationen abzugrenzen.

Namensgebend ist das Typusprofil im Steinbruch „Mergelstetten“ nahe Heidenheim.

In den verschiedenen Sammelgebieten ist die Zusammensetzung der Faunengemeinschaft sehr unterschiedlich. Es handelt sich aber fast immer um Stücke aus den Riffschuttbänken.

Fundmöglichkeiten bestehen in einer gattungs- und artenreichen Fauna, beginnend bei den häufigeren Korallen über Schwämme, Austern, Muscheln, Seeigel, Bryozoen, Röhrenwürmer usw. bis hin zu den seltenen Seelilienkelchen. Wir wollen hier aber nicht den Eindruck erwecken, die Korallen „wachsen“ hier auf jedem Acker; Bruchstücke sind häufig, jedoch oft nicht als solche zu erkennen, weil sie noch im Stein stecken. Der Fund kompletter Stücke ist vom Sammeleifer, vom Glück und davon abhängig, wie viele Sammler bereits den Acker abgesucht haben.

Die Präparation der Fundstücke erfolgt mit verdünnter Salzsäure (ca. 5%). Bei empfindliche Fundstücken und bei langwieriger Präparation ist der Fortschritt öfters zu kontrollieren und gegebenenfalls die bereits freiliegenden Fossilpartien zum Schutz mit Wachs abzudecken. Nach der Säurepräparation und intensivem Wässern (Wachs im heißen Wasserbad entfernen) werden die Fundstücke mit verdünntem Zaponlack oder verdünntem Wasserglas gefestigt.

Im Waldgebiet am Rinderberg sammelten wir im „Auswurfmaterial“ alter Schürfgruben.

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Viele der herumliegenden Steine wurden bereits drei- bis siebenmal (?) von Sammlern umgedreht. Die Witterung legt jedoch immer wieder interessante Stücke frei. Ein Graben verbietet sich von allein. Die aufgesammelten Gesteinsbrocken enthalten nach vorläufigem Augenschein eine Reihe von interessanten Fazies-Handstücken.

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Unpräparierte Fundstücke

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Teppichkoralle Dimorphastrea concentrica

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Astkoralle Thecosmilia

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Steinbruch Heidenheim/Mergelstetten (Sammelerlaubnis erforderlich)
Typlokalität mit Typusprofil der „Mergelstetten-Formation“.

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Bilder von Funden werden nach der Präparation noch eingefügt. Schwerer als an den Funden hatten wir jedoch an dem „Begleitmaterial“ unserer Schuhe zu tragen.

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Gewaschene Fundstücke – Seelilienwurzeln und -stiele, Brachiopoden, irreguläre Seeigel, Stachel von Rhabdocidaris usw.

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Seelilienkrone  Millericrinus mespiliformis – leider nicht komplett

 

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Trotz Frost und leichtem Schneefall fanden wir auf dem „Crinoidenacker“ bei Neuselhalden (Steinheim) Crinoidenstielglieder, Seeigel und Brachiopoden (die Stiefel sahen wieder ähnlich aus).

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Fundstücke…

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…nach dem Säubern

neuselhalden

Wir versuchten unser Glück auf Feldern bei Heldenfingen und Gussenstadt, die einige Fundstücke brachten.

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Ein Aufschluss – durch den Bau einer Erdgasleitung – der am Horizont des obigen Bildes noch zu erkennen ist, brachte keine wesentlichen Fossilfunde.

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Für Mineralien-Freunde interessant war ein bunt gebänderter Kalksinterbereich, der hier an einer kleinen Stelle aufgeschlossen war. Ein paar (wahrscheinlich) recht dekorative Stücke konnten wir bergen.

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Unpräparierte Fundstücke von den Feldern bei Heldenfingen …

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… und Gussenstadt.

gussenstadt

Den Abschluss unserer zweitägigen Exkursion bildeten die fundträchtigen Felder bei Pappelau (Beiningen), die uns Funde von Korallen, Brachiopoden und …(?) lieferten.

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Über den Erfolg der Exkursion kann man sicher erst nach einer Präparation der Fundstücke (teilweise mit 5%iger Salzsäure und einem gewissen Zeitaufwand) berichten. Für uns Drei (C, F und K) war es wieder einmal ein Wochenende unter Freunden, in der freien Natur und auch eine Erweiterung unserer Sammlungen.

Die Exkursion zu den Fundstellen der verkieselten Rifffauna hat allen Teilnehmern sehr gut gefallen und war von Wolfgang sehr gut organisiert worden.

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