Triops cancriformis

„Fossile Kaffeebohnen“ und ihre Erzeuger

In den Haßbergen nördlich von Zeil a. Main steht seit alters her der Coburger Bausandstein des Mittleren Keupers in Abbau. Der Werksandstein spielt im Bauwesen heute allerdings nur noch eine untergeordnete Rolle, so dass die Zahl der Steinbrüche bereits stark zurückgegangen ist.

Die Ablagerungen bestehen aus einer gut geschichteten, bunten Folge dünner Sandsteinbänke, Mergel und Letten, in die bis zu 8m mächtige Werksandsteinlagen eingeschaltet sind. Entstanden sind sie vor ca. 200 Millionen Jahren in einem Küstenstreifen – eine sogenannte „epikontinentale Schichtenfolge“.

Die Schichtoberflächen zeigen häufig Wellen- und Strömungsrippel, Gleit- und Fließwülste, auch Trockenrisse, gelegentlich mit Steinsalzkristallmarken (fälschlicherweise auch Steinsalzpseudomorphosen genannt) , Pflanzenresten und Saurierfährten. Wir befinden uns in einem ehemaligen Flachwassergebiet, welches gelegentlich wohl auch trocken fiel.

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Steinbruch bei Hermannsberg, Hassberge 2003

Feinschichtige Schichtglieder gehen auf zeitweilige Überschwemmungen (Flood Plains) oder buntgefärbte Seesedimente (Playa Lakes) zurück. Bei den Werksteinbänken dagegen handelt es sich um Sand-Schüttungen (sog. „Channels“) mächtiger Flußsysteme.

Keuper-Sammler sind es gewohnt, trotz harter Arbeit im Gelände oft leer auszugehen. Funde sind meist nur spärlich zu machen. Dafür sind die Ablagerungen gelegentlich auch für Überraschungen gut: Im Profil war mir die typische trogförmige Sedimentfolge einer kleinen Rinne aufgefallen. Beim genauen „durchblättern“ der Abfolge stieß ich eine nur wenige Millimeter dicke Tonschicht, die eigenartige rundliche, etwa fingernagelgroße und mir bis dahin unbekannte Abdrücke aufwies. Die erste Vermutung, es handele sich um Gymnospermensamen, konnte bei genauem Hinsehen sofort verworfen werden. Es waren eindeutig Häutungsreste von Triops cancriformis, eines Phyllopoden, den ich bereits aus der Literatur in dessen rezenter Form kannte, als typisches Beispiel eines „lebenden Fossils“. Bei der „Nachlese“ zu einem späteren Zeitpunkt gelangen mir auch einige Funde kompletter Krebschen, wie sie hier abgebildet sind.

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Seit längerem bekannt war mir dagegen das Spurenfossil Isopodichnus, welches in einigen Lagen des Coburger Bausandsteins nicht selten vorkommt. Bei diesen „fossilen Kaffeebohnen“ handelt es sich um Triops-Wühlspuren.

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In früheren Jahren kam es vor, dass es in Pfützen und Tümpeln nach der Schneeschmelze oder nach starken Regengüssen von den seltsamen kleinen Krebsen nur so wimmelte. Das Phänomen war nicht einfach erklärbar, und so sprach der Volksmund auch von Himmelskrebsen, Krebsregen oder Überschwemmungskrebsen. In Deutschland existieren Vorkommen noch heute vor allem im Spreewald oder in der Lausitz.

Dabei sind die Tiere nicht einmal von dauerhaften Wasserstellen abhängig. Es genügen ihnen Überschwemmungstümpel, die für Jahre vollständig austrocknen können. Diese Zeit überdauert die Art in Eiern, die weder durch Trockenheit noch durch Frost geschädigt werden. Bis zum in wenigen Wochen ausgewachsenen Tier sind ca. 40 Häutungen erforderlich – heute wie sicherlich auch im mittleren Keuper vor 200 Millionen Jahren.

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Sommerschildkrebs /Triops cancriformis cancriformis/ (BOSC, 1801), ursprüngliche Herkunft Angern an der March, Österreich
Foto: Timm Adam (evertebrata.de)

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