Wattendorf-Grabung 2016

Es war wieder mal soweit!

Nachtrag einer erfreulichen Neuigkeit:
Die langjährigen Bemühungen des „Naturkunde Museum Bamberg“ um die Bergung der besonderen Fossilien aus den Plattenkalken von Wattendorf fanden 2017 eine verdiente Anerkennung. Der Flugsaurier (unter „Museumsstücke“ aus der Grabung 2011 in diesem Bericht vorgestellt) wurde in die Datenbank für national wertvolles Kulturgut aufgenommen.
Zu finden in www.kulturgutschutz-deutschland.de unter dem Suchbegriff „Flugsaurier“.
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Vom 17. Mai bis zum 17. Juni 2016 waren die „Freunde der Südsee“ wieder aufgerufen sich an der Bergung und Sicherung der Schätze in den Ablagerungen der Plattenkalk-Lagune bei Wattendorf zu beteiligen.
Die geologische und stratigraphische Situation im Steinbruch Schorr bei Wattendorf ist im Grabungsbericht von 2014 nachzulesen.

Auch hier sei wieder darauf hingewiesen:
Das Begehen des Steinbruchgeländes wird grundsätzlich, auch an Wochenenden, nicht gestattet.
Außerhalb der Grabungszeiten des Museums Bamberg, sind die Plattenkalke von einer dicken Schicht „Wattendorfer Kalke“ überdeckt.
Die Suche nach Fossilien ist schon deshalb nicht möglich!

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letztjaehriges GrabungsarealAm 12.5. vormittags trafen wir uns im Steinbruch, um wie im Vorjahr, das Freilegen der Grabungsfläche zu beobachten und gegebenenfalls Fossilien zu bergen die beim Abtragen der Schichten bis auf „unseren Horizont“ freigelegt werden.
Aber es war werkseitig nichts vorbereitet!
Keine Lockerungssprengung, kein Bagger vor Ort, die alte Grabungsfläche noch übersät mit unseren letztjährigen Abraumhalden.

Dr. Mäuser bemühte sich sofort um Informationen bei der Werksleitung. Zurück kam er mit der unbefriedigenden Nachricht, der Bagger stünde erst nachmittags zur Verfügung.
Somit blieb uns Zeit die erhebliche Vergrößerung der Abbaufläche auf dem tieferen Niveau, etwa 7,5m unter unserem Grabungshorizont, genauer „unter die Lupe“ zu nehmen.
Die Erweiterung dient der Prospektierung anbauwürdiger Dolomit-Vorkommen im Untergrund, wie uns Herr Schorr erklärte.

 

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Auf dieser Ebene war schnell zu erkennen, dass auch hier eine vielfältige Fossilienfauna in den derben Kalkbänken eingelagert ist. Wir konnten eine ganze Reihe von Bruchstücken, auch verschiedener seltener Spezies, sichern.

Die Reste einer zerfallenen Schildkröte.  Bruchstücke in großer Zahl von einem
Schnabelfisch Aspidorhynchus.
 

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Gegen 14°° Uhr war es dann soweit. Der Großbagger rollte an. Im südlichen Anschluss an unsere letztjährige Grabungsfläche sollte das neue Areal freigelegt werden. Schnell zeigte sich, dass die groben Zähne an der Baggerschaufel für die ungelockerten Schichten nicht geeignet waren! Der Abbau der hangenden Schichten gelang dann mehr oder weniger gut am folgenden Freitag (den 13.) mit einer anders „bezahnten“ Bagger-Schaufel.

Die  Suche nach Fossilien in „unseren“ Plattenkalk-Schichten sollte eigentlich am 17. Mai beginnen. Aber diesmal gab es doch erhebliche  Verzögerungen. Die neue Grabungsfläche war noch nicht hergerichtet. Die letztjährigen Abraumhalden waren zu entfernen. Die unmittelbare Deckschicht über unserem Abbaupaket, die als Schutzzone vor der Gewalt der Baggerschaufel dient, war noch vorsichtig abzutragen.
Die Grabungszelte (dieses Jahr hatten wir auch eine kleine Abbaufläche auf dem tieferen Niveau vorbereitet) und das „Frühstückszelt“ an der Rückseite unseres Bauwagens wurden aufgestellt und mit Abspann-Seilen gesichert.

Personell waren wir wieder gut aufgestellt. Der Altersdurchschnitt wurde sogar durch  einige junge Leute in den Zwanzigern und Dreißigern deutlich gesenkt.
Durch die 2. Grabungstelle war es möglich, uns auch an Tagen mit „Personalüberhang“ gut zu verteilen.

Das schlechte Wetter kommt Nach Grabungsbuch wurden während der Kampagne 2015 ca. 480 Funde archiviert.
Trotz der beschriebenen Einschränkungen konnten 2016 etwa 490 Funde registriert werden.

Wie im letzten Jahr hatten wir auch dieses Jahr wieder alle Witterungsvariationen, von heiß bis kalt, von regnerisch bis stürmisch war alles dabei.
Wir mußten wegen Starkregens sogar Grabungstage ausfallen lassen, weil unsere Abbaufläche „abgesoffen“ war.

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Bild links:
Adi schaut schon sorgenvoll zu den schwarzen Wolken.
Aber es wird gegraben bis uns der Himmel auf
den Kopf fällt!

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Im Pausenzelt wurde auch in diesem Jahr wieder viel diskutiert und von imaginären Funden geträumt.
Es diente aber hauptsächlich als Unterschlupf bei Regen und Kälte und am 16.6. als Event-Location für das 10-jährige Grabungsjubiläum von Walter mit Sekt, Lende in Blätterteig und anderen Schmankerln. 

   10jaehriges Grabungsjubilaeum

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Da mir dieses Jahr nur wenige atraktive Fundfotos zur Verfügung stehen, diesmal auch nur ein kleiner Auszug von Funden bei der Bergung:

2 mal Tharsis sp. in Grätenerhaltung mit der typischen nach hinten abgeknickten Kopfhaltung.

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Ein Seeigel Rhabdocidaris, schon deutlich erkennbar
die großen Primärstacheln.
Der Panzerkrebs Eryon sp.
unter der typischen dünnen Kalkschicht.

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Unten: Ein großer Fischkopf ist aufgedeckt. Es handelt sich um einen Caturus sp. mit ca. 80cm Länge (nach der Präparation werden Bilder veröffentlicht).
Die Bergung soll im Schichtverband erfolgen, das heißt die liegende und die hangende Schicht soll zum Schutz des Fossils im Zusammenhang geborgen werden. Mit einem Bleistift zeichnet Dr. Mäuser ein Raster auf die Oberfläche um dem Präparator die Zuordnung der Einzelteile (entstehen zwangsläufig durch die vielen vertikalen Klüfte) zu erleichtern.

2. Bild-Reihe:
Die Bruchstücke sind für den Abtransport, soweit sinnvoll, schon einander zugeordnet.


 

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Ein Pholidophoride?
Leider läuft eine mit Lehm verfüllte Kluft
durch die vordere Kopfpartie.
Eine Tintenfisch-Fangarmkrone
mit bestens erhaltenen „Häkchen“.

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Unverhofft und völlig unerwartet überraschte uns der Fund eines juvenilen „Bechmannosaurus thomasi“, dreidimensional auf der Schicht-Oberseite liegend.
Das Fundstück ist so gut erhalten, dass noch Farbpigmente der Haut und sogar ein Auge erhalten sind. Nach genauer Vermessung, lebhafter Diskussion und detailierter Analyse dieses Kuriosums haben wir eine Entscheidung getroffen. Es wird zum Frühstück verspeist! 🙂
Saurier bechmanni

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Auch aus dem 2. Grabungareal konnten wir bei den gelegentlichen Aktivitäten diverse Fossilien bergen. Ob die Stücke aber überhaupt präparierbar sind, muß sich noch zeigen.

zweite Grabungsstelle 1
Wir fanden Fische, Krebse sowie Reste von Schildkröten und Brückenechsen. Brachiopoden und Muscheln die im Schichtstoß unserer Hauptgrabungsstelle häufig vorkommen, konnten wir bisher nicht (oder nur sehr selten) nachweisen.

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Der Lohn für den Aufwand den wir alljährlich treiben, sind spektakuläre Funde, die nach erfolgter Präparation das Herz jedes Fossiliensammlers und Museumsbesuchers höher schlagen lassen.
Bilder einiger herausragender Stücke der Grabungen 2011, 2014 und 2015 können nun veröffentlicht werden.

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Museumsstücke

Aus der Grabung von 2015:

Die grosse Schildkröte (eine neue Art), die bei der Vorbereitung des Grabungsareals 2015 entdeckt und geborgen wurde, ist leider nur kopflos überliefert. Aus dem Scherbenhaufen den wir auf 4 Schaltafeln geborgen hatten wurde nach ca. 300 Stunden komplizierter Präparationsarbeit ein tolles Ausstellungsstück. Neben dem Kopf fehlen auch die Gliedmaßen und ein Teil des Panzers. Wahrscheinlich hat sich ein Krokodil an dem schwimmenden Kadaver gütlich getan, bevor dieser zum Grund der Lagune sank.

Wissenschaftliche Highlights stellen 2 weitere Schildkrötenfunde aus der Aufsammlungen von 2015 dar. Bei den Funden sind große Mengen runder Gebilde im Bauchraum eingelagert. Die wissenschaftliche Untersuchung ist noch am Laufen.
Eine weitere „Kröte“ stellt höchstwahrscheinlich eine weitere neue Art dar! Dazu wird die wissenschaftliche Bearbeitung neue Erkenntnisse bringen.
Bilder dieser Stücke können nach der Bearbeitung durch Wissenschaftler in einem der nächsten Berichte veröffentlicht werden.
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Knochen in Platte (Sapheosaurus1)
Bild oben:
Dieses Scherbenpuzzle, im Grabungsbuch als
„Knochen in Platte“ erfasst, entwickelte
sich während
der Bearbeitung zu einem überragenden Präparat.


Eine Brückenechse (cf. Sapheosaurus) mit perfekter „Hauterhaltung“. Unter dem UV-Licht ist jede Hautschuppe erkennbar, sogar der Zackenkamm auf dem Schwanz!
Auch Reste der inneren Organe sind im Bauchraum noch erhalten!

Das Fossil (von der Bauchseite her präpariert)
in seiner ganzen Schönheit.
Nahaufnahme des Schädels.
Gut erkennbar der Unterkiefer.

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Aus der Grabung von 2014:

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Auch eine Brückenechse. In Fundsituation (linkes Bild) nur schemenhaft zu erkennen, zeigt sich nach der Präparation (rechtes Bild) die ganze Schönheit des Fossils. Auch dieses Exemplar hat Reste der inneren Organe im Bauchraum und Hauterhaltung unter UV-Licht.
Durch diese und weitere Funde im Plattenkalk von Wattendorf wird sogar eine wissenschaftliche Neuüberarbeitung der Brückenechsen ins Auge gefaßt.

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Ein kleinerer Quastenflosser
der aus einer sehr schwierigen Schichtausbildung
mit vielen Klüften und erosionsbedingten
mürber Sedimentausbildung geborgen wurde.
Ein Engelhai Pseudorhina,
auch hier liegt die sogenannte Hauterhaltung vor.

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Unser sogenanntes Etappen-Krokodil soll hier auch nochmal vorgestellt werden. Der „Titel“ resultiert aus der Bergungsgeschichte. Zunächst wurde das isolierte Schwanzende gefunden, 2 Tage später, auf der gleichen Schichtfläche, der zughörige Körper. Das wahrscheinlich zur Gattung Cricosaurus zu stellende Tier hat eine Gesamtlänge von 160cm, 47cm der abgebissene Schwanz und 113cm der Körper mit Kopf. Das Krokodil wurde durch den Angriff eines anderen Krokodils getötet. Die körpernächsten 4 Wirbel sind vom Rest des Schwanzes getrennt, der Schädel (außer dem Schnauzenbereich) besteht nur noch aus Knochenbruchstücken.

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Aus der Grabung 2011:
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Eine Brückenechse cf. Sapheosaurus
in Hauterhaltung und Resten
der inneren Organe.
Auch im Jahre 2011, wurde dieser einmalige,
noch unbestimmte Flugsaurier mit Reusengebiss
auf abenteuerliche Weise geborgen. 
Bild aus der Wattendorf-Broschüre.
  Die Knochen sind zum besseren Erkennen
farbig zueinander abgesetzt.
Im Museum wurde eine
Computeranimation installiert, die als
Bilderfolge die Entfaltung des Knochen-Mikados
in 25 Schritten in die Saurier-Fluglage zeigt. 

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Das Naturkunde-Museum Bamberg
Fleischstr. 2,
96047 Bamberg
www.naturkundemuseum-bamberg.de

Das Naturkunde-Museum Bamberg ist zu jeder Zeit einen Besuch wert.

Neben der paläontologischen Sammlung, der mineralogischen Sammlung, einer Insektensammlung und vielem mehr, stellt die Vogelsammlung ein weiteres Highlight dar.
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Die Wattendorf-Ausstellung ist nunmehr als Dauerausstellung eingerichtet und soll durch die Umbaumaßnahmen im kommenden Jahr räumlich vergrößert werden.
Bild unten: Blick in die Ausstellungsräume.

Wattendorfausstellung

Zum 225-jährigen Bestehen des Bamberger Naturalienkabinetts
wurde am 5. März 2016 der Förderverein
„Der Freundeskreis des Naturkunde-Museums Bamberg e.V.“
ins Leben gerufen. Die Jahresbeiträge dienen unter anderem zur Finanzierung der Forschungsarbeiten im Themenbereich “Wattendorfer Plattenkalk“.
Der Besuch des Museums ist für Vereinsmitglieder kostenfrei.
Der Download-Link für den Mitgliedsantrag steht auf der Internetseite des Museum zum Abruf bereit.

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qrcode_exponatNeu ist auch der virtuelle Besuch der Vogelsammlung und des historischen Vogelsaals. Erforderlich ist dazu die interaktive Smartphone App „ExpoNat“, die im „App Store“ und bei „Google Play“ kostenlos heruntergeladen werden kann.

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Besonders hinweisen möchte ich wieder an dieser Stelle auf die 2. überarbeitete Broschüre:
„Frankenland am Jurastrand“
mit einer großen Informationsfülle und großartigen Bildern auf 60 Seiten.

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Für das Jahr 2017 sind größere Umbaumaßnahmen im Museum geplant.
Neustrukturierung und Umgestaltung ermöglichen einen Zuwachs von Fläche und Raumhöhe für die Wattendorf-Ausstellung.
Durch den Einbau eines Aufzugs wird die barrierefreie Begehbarkeit aller Räumlichkeiten und Ausstellungen danach gewährleistet sein.

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Wegen der besonders aufwendigen und schwierigen Präparation der einzigartigen Plattenkalk-Fossilien werden auch in Zukunft Sponsoren gesucht die die Patenschaft (Präparationskosten) für einzelne Objekte übernehmen!

c-cfk Jan. 2017

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