Wattendorf 2021/2022

 

Das neues Areal für die Grabungs-Kampagne 2022.

 

Bereits Mitte 2021 wurden Überlegungen angestellt, wo eine Abbau Fläche für die Grabung 2022 angelegt werden könne. Die noch aktive Grabungsfläche konnte nicht mehr vergrößert werden, da die Erweiterung die Transportwege der laufenden Produktion beschnitten hätte. Herr Schorr und Dr. Mäuser entschieden sich für einen Probe-Schurf an einer etwa 200m weiter südlich gelegenen Stelle.

Dieser Probe Schurf für die 2022er Grabungskampagne wurde bereits am 28.7.2021 an der vorgesehenen Stelle im Steinbruch Schorr angelegt Die Grube wurde bis in eine Tiefe von 2,5 Meter abgeteuft, um in den Seitenwänden zwischen den Schichten des Wattendorfer Kalks, nach „unserem“ etwa 15cm dicken Plattenkalkpaket zu suchen. Wegen der extrem kompakten Schichten im Hangenden waren sogar Lockerungssprengungen erforderlich.

Dr. Mäuser konnte das gesuchte Schichtpaket im Anstehenden der Grubenwände mit einiger Mühe in östlicher und nördlicher Richtung erfolgreich ansprechen. In südliche Richtung strich die Schicht aus! Nach Westen schloss sich eine markante Senke mit viel Karstlehm zwischen den Sedimentschichten an. Eine Erweiterung des Probeschurfs in diese Richtung wurde vorerst ausgeschlossen.

Am 24.8. 2021 erreichte uns die Schreckens-Nachricht!
Dr. Matthias Mäuser war plötzlich und unerwartet verstorben.
Nachdem wir diese unwirkliche Situation verarbeitet hatten, kamen wir Ehrenamtlichen in Abstimmung mit dem Museum überein, die Kampagne im Gedenken an Matthias bis in den Herbst weiterzuführen.

 

Für die Erweiterung des Probeschurfs stand uns erst am 26.10. 2021 wieder ein schwerer Bagger mit Maschinenführer der Firma Schorr zur Verfügung.

Teile der hangenden Schichten über den Plattenkalken konnten in westliche Richtung in die Senke abgeschoben werden. Die Erweiterung in östliche Richtung gestaltete sich sehr viel schwieriger. Die schon bekannten dicken Schichten Wattendorfer Kalks über unserem Abbau-Paket waren hier zu einer dicken Bank von etwa 50 cm Mächtigkeit ohne vertikale Klüfte verschmolzen. Nach langen erfolglosen Versuchen gelang es dem Baggerführer schließlich doch eine große Platte herauszubrechen die sich dabei horizontal aufspaltete (siehe Pfeil).

Die Spaltebene gab den Blick auf einen Aspidorhynchus sp. frei.
Leider ist der für Wattendorf eher seltene Fisch nicht sehr gut erhalten.
Die riesige Platte wurde mittels eines Radladers
in einer Maschinenhalle des Werks zwischengelagert.So endete die Grabung im Herbst 2021 mit einem netten Fund.

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Dr. Rabold (NKM Bayreuth), der nach dem Tod von Dr. Mäuser die Leitung des NKM Bamberg stellvertretend übernommen hatte, wollte keine zukünftigen Grabungen ohne eine wissenschaftliche Leitung vor Ort zulassen.

Deshalb fanden im Jahr 2022 bis zum Amtsantritt (August 2022) des Nachfolgers von Dr. Mäuser,
Herr Dr. Oliver Wings,
keine Grabungen durch Ehrenamtliche im Steinbruch Schorr statt.

Nach dem Amtsantritt von Dr. Wings, organisierte Thomas Bechmann in dessen Auftrag, noch einige Grabungstage mit Ehrenamtlichen im August und September. Letzte Schichtreste auf der Abbau-Fläche des Jahres 2021 gaben noch ein paar sehr schöne Funde frei:

Ein großer Tintenfisch, cf. Trachytheutis. Unbestimmter kleiner Seestern,
cf. Terminaster.
Erst Fund in Wattendorf

 

Ein unbestimmter Pholidophoride.

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Zukünftige Grabungsaktionen des Naturkunde Museum Bamberg werden wohl mit Studenten der Paläontologie und Geologie als Grabungshelfer geplant.
Die langjährigen Erfahrungen des ehrenamtlichen Grabungsteams sind dann nicht mehr erforderlich.

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 „Freunde der Südsee“,
unter dieser klangvollen Headline, die noch von Matthias Mäuser geprägt wurde,
treffen wir ehemaligen Ehrenamtlichen uns,auch nach 2021 im Monatsturnus.

Die „Ehrenamtlichen“ bei einem dieser turnusmäßigen Treffen
in einem Biergarten.
Von rechts, gegen den Uhrzeigersinn: Uwe, Helmut, Albert, Hartwig,
Bruno und Wolfgang.

 

 

 

Von unserem Freund und Kollegen

Albert Lenze,

seit Jahren engagiertes Mitglied im Team,
mussten wir Abschied nehmen.

Von seinem Wissen als studierter Geologe
konnten wir in vielen Gesprächen partizipieren.

Mit seinem trockenen Humor verstand er es,
in engagierte Gespräche und Debatten für Entspannung zu sorgen.

Stets war er ansprechbar, wenn „Not am Mann“ war.

Er war im Frühjahr 2021 schwer an Krebs erkrankt
und erlag diesem Leiden am 15.11.2022.

In unserer Erinnerung wird er auch in Zukunft bei uns sein.

 

 

 

 

Die Zukunft der wissenschaftlichen Grabungen in Wattendorf ist ungewiss,
da sich Dr. Wings und Herr Schorr (Eigentümer des Steinbruchs) in ersten Gesprächen nicht auf Vertrags-Modalitäten einigen konnten,
die für beide Parteien akzeptabel waren.

 

 

Der Einzigartige!

Erfreuliches gibt es über die, bei der Grabung 2011, geborgene Flugechse zu berichten.
Der Flugsaurier hatte ein Reusen Gebiss und lange Beine. Mit seiner langen Schnauze und den über 400 speziell geformten Zähnen filterte er Krebse und Kleinlebewesen aus dem flachen Wasser der Lagunen.

Das Fossil wurde zwischenzeitlich wissenschaftlich unter Federführung der Universität Portsmouth von einem englisch-deutschem Forscherteam bearbeitet. Das „paper“ wurde im Januar 2023 in der „PalZ“ der paläontologischen Gesellschaft veröffentlicht. 

In Würdigung der Leistungen von Matthias Mäuser für die Paläontologie und das NKM Bamberg wurde dieser weltweit einmalige Pterosaurier nach ihm benannt:

Balaenognathus maeuseri

Es handelt sich um eine neue Gattung und Art der Ctenochasmatiden.

 

 

 

cfk-c

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