Die Goldschnecken von Oberlangheim

Die Goldschnecken vom Staffelberg und dessen Umgebung gehören wohl zu den attraktivsten fränkischen Fossilien. Sie sind wahre “Kleinodien”. Selten messen sie über 5cm, meistens liegen die Fundstücke in Größenbereichen von 1 bis 2 cm. Schon seit alters her wurde nach den Ammoniten aus dem Braunjura-zeta gegraben, stets waren sie begehrte Sammlerstücke. In den 1930er Jahren betrieb ein Sammler names Greif einen regelrechten Bergbau nach ihnen. Die Reste der eingesunkenen Stollen bei Uetzing künden noch heute davon. Die Goldschnecken wurden seinerzeit auch für die Herstellung von Schmuck ergraben. Bis in die 1970er Jahre war es möglich, an den östlichen Hängen des Staffelbergs im Ornatenton zu graben. Die Sammler hinterließen eine kleine Mondlandschaft, was zum Verbot jeglicher Grabungstätgkeit im Löwental führte. Es war auch eine ziemliche Plagerei. Zunächst wurde die Grasnarbe abgetragen, dann arbeitete man sich mit dem Spaten immer tiefer in den zähen blaugrauen Ton vor. Dann ging es ans Auseinanderbröckeln des Aushubs. Wenn man Pech hatte, konnte man einen Gutteil des Nachmittags damit verbringen, ohne einen einzigen Ammoniten gefunden zu haben. Hatte man dann allerdings Glück, glänzte einem plötzlich wunderschön rotgold eine Goldschnecke entgegen.

1982 wird mir immer als Jahr meines persönlichen Goldrausches in Erinnerung bleiben. Viel schlimmer kann es am Yukon auch nicht gewesen sein. Bei Oberlangheim wurde eine Umgehungsstraße gebaut, die den Ornatenton voll durchfuhr. Mit Raupenschiebern und Baggern wurde dar „goldhöffige“ Ton wochenlang abgebaut und auf die nahe gelegene Mülldeponie gekippt. Der Ton war hier nicht sehr fossilreich. Aber das wurde durch die Masse des aufbereiteten Materials ausgeglichen. Besonders beim Abkippen vom Lastwagen sah man die Objekte der Begierde schon aufglänzen und stürzte sich auf den Dreck noch bevor er richtig vom LKW herabgerutscht war. Die Sammler liefen mit Eimern herum, die manchmal bis oben gefüllt waren. Andere wühlten sich oftmals auch bei strömendem Regen hinein wie die Maulwürfe. Selbst sehr betagte Frauen, wie die „Goldhanni“ Johanna Kraus gingen zum Frontalangriff über! Begierig wurden Claims abgesteckt. Ich kann mich erinnern, dass ich sogar nachts noch davon träumte. Es war eben ein richtiger Goldrausch. Nach ein paar Wochen war alles vorbei. Der Straßenbau verlagerte sich in tiefere Braunjura-Schichten. Ich habe seither nie wieder Goldschnecken gesammelt.

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Hecticoceras aureum ZEISS, Durchmesser 50 mm. Proplanulites spec., Durchmesser 58 mm. Macrocephalites perseverans KUHN, Durchmesser 50mm.
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Grossouvria cf. crassa (SIEMIRADZKI)
Durchmesser 35 mm
Grossouvria sulcifera (OPPEL), Durchmesser 28 mm; auf Originalmatrix Ornatenton; Fundort Staffelberg Hecticoceras (Lunuloceras) cf. lunula (REINECKE), Durchmesser 21 mm.
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 Indosphinctes cf. curvicosta (OPPEL)
Durchmesser 50 mm
Medianschnitt durch einen Macrocephaliten, Durchmesser 48 mm; Füllung der Kammern mit Calcit. Paralcidia subcostatoria
Durchmesser 30 mm
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Macrocephalites tumidus
Dieses Exemplar existiert leider nur noch als Foto. Es ist vor einigen Jahren „ausgeblüht“ und zerfallen.
Indosphinctes spec.
Durchmesser 35 mm
Choffatia (Grossouvria) cf. evolutescens, Durchmesser 40 mm.
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Sigaloceras enodatum (NIKITIN), Durchmesser 44 mm. Grossouvria spec. Auch dieser Ammonit ist zwischenzeitlich zerfallen. Ich habre den Fehler gemacht, die „Goldschnecken“ einzudosen. Luftaustausch ist jedoch erforderlich! Spiroceras cf. sauzeanum, Länge 45 mm; flachgepresstes Gehäuse auf Ornatenton-Matrix; nicht pyritisiert.
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Cenoceras spec.; Durchmesser 28mm; einer der seltenen Nautiliden.

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