Saurier-Trittsiegel und Spurenfossilien des mittleren Keuper.


Fährten und Spuren in Ablagerungen des „Coburger Sandstein“ (Hassberge–Formation).

Im fränkischen Keuperland herrschte zur Zeit des Mittleren Keuper (Hassberge-Formation)  ein heißes, arides bis semi-arides Klima, terrestrischer Prägung.

Über lange Zeit ausgetrocknete Fluss-Systeme (ähnlich den Wadis in der Sinai) führten in niederschlagsreichen Perioden die Wassermassen mit Geröll, Sand und Schlamm vom höher gelegenen „Böhmischen Land“ ins Beckeninnere (Grabfeldmulde) zu den abflusslosen großräumigen Tonpfannen.
Auf dem Weg vom Niederschlagsgebiet zu den Playaseen in den Niederungen wurden mitgerissene Sedimente, abhängig von der Fließenergie der Wassermassen, nach Korngrößen sortiert, als klastische Sedimente abgelagert. Die Ablagerungsstrukturen des „Coburger Sandsteins“  im Raum der Hassberge werden als großräumiges, mäandrierendes Rinnensystem eines Binnendeltas interpretiert.
Zur Ablagerung gelangten im „Hauptwerkstein“ (auf dem Niveau der Grubensohle) und „Hauptrinnenhorizont“ (ab Mitte der Bruchwand) nur noch fein- bis mittelkörniger weiße Sande fernab des Niederschlaggebietes. Zwischen und oberhalb dieser Haupthorizonte finden sich eine Vielzahl von Hochwasser- und Schichtflut-Ablagerungen.
Coburger Sandstein mK
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In Altarmen des Deltas, an den Ufern der Hauptarme und in den Uferzonen der Playaseen setzten sich bei nachlassender Wasserenergie Schlammschichten aus Sanden, Tonmineralien und anderen Schwebstoffen ab.
Nach dem Rückzug des Wassers durch fehlenden Niederschlag und Verdunstung fielen ganze Landstriche trocken, Trockenrisse durchzogen den sich verfestigenden Schlamm. Bodenlebende Organismen starben ab oder mussten sich in tiefere Schichten zurückziehen. Sie hinterließen auf und im Sediment ihre Wohn- und Fraßspuren.

Iltis- und Vogel- Spuren  mit Trockenrissen
im Schlamm eines ausgetrockneten Weihers.
fossile Trockenrisse
auf einer großen Platte
des „Coburger Sandstein“.
Durch Windlast verursachte
energiearme Wellen
konnten in flachen Uferbereichen
feine Wellenrippeln bilden.
Das Spurenfossil Rusophycus isp.  Wohnröhren von Skolithos isp. Weidespuren von Organismen,
die die Oberflächen
der Schlammablagerungen „abweideten“.

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Große und kleine Landwirbeltiere dieses Lebensraumes liefen auf der Suche nach Futter und Wasser durch die noch nicht komplett verfestigten Ablagerungen. Dabei hinterließen sie abhängig vom Körpergewicht und der Festigkeit des Untergrundes eine mehr oder weniger deutliche Spur.
Wenn nachfolgende Überflutungen eine ausreichende Sandschüttung über die Spuren deckte, die Sedimentschicht vorher schon ausreichend verdichtet war, Sonne und Wind die Spuren zuvor nicht zerstört hatten, dann bestand die Möglichkeit der fossilen Überlieferung. Es war schon ein großer Glücksfall wenn alle notwendigen Voraussetzungen optimal zusammentrafen. Meistens wurden die Spuren aber durch Wettereinflüsse oder bei der nächsten Überflutung komplett oder teilweise zerstört. Die erosiven Kräfte von Flugsand und energiereichen Sandschüttungen haben sie oft so weit verändert, daß die rudimentären Reste nicht mehr zu interpretieren sind.
Der allergrößte Teil der geborgenen Fossilien sind auf Sandstein-Oberplatten mit Ausfüllungen der Original-Fährten und -Spuren erhalten. Die vertieften Originalabdrücke in den tonig-siltigen Ablagerungen sind wegen der fehlenden Stabilität dieser Schichten nicht zu bergen.

Der Ablauf der Fährten-Entstehung nach L E H M A N N 1978. Bilder nachgezeichnet von Teresa Luckau.

Ein Dinosaurier läuft bei der Wasser-/Futter-Suche über trocken gefallene aber noch nicht verfestigte Sedimente im Mündungsdelta.
Dabei hinterlässt er seine Fußabdrücke im weichen Uferschlamm.
Diese Schicht verfestigt sich beim weiteren Austrocknen.
In der nächsten regenreichen Periode konnte diese liegende Schicht mit den Originalabdrücken von einer Sandschüttung überdeckt werden. Diese Sandstein-Oberplatte liefert uns heute die Ausgüsse
und Abdrücke aller im ehemaligen Uferschlamm
hinterlassenen Fährten und anderen Spuren.

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Die folgenden Bilder zeigen Trittsiegelerhaltungen in Abhängigkeit von der Viskosität des Untergrundes.

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Bilder von Saurier-Fußabdrücken auf bereits gut verfestigtem Untergrund. Die Einsinktiefe beträgt nur wenige Millimeter bis zu 1 Zentimeter.

Trittsiegel von
Brachychirotherium isp.
mit Steinsalznachkristallen.
Der Fährtenausguss von Grallator isp.
auf Wellenrippeln.

Trittsiegel von
Brachychirotherium isp.

 

 

In weniger verfestigten aber noch nicht fließfähigen Sediment sind Einsinktiefe und Abbildungsgenauigkeit sehr viel größer als bei einem stärker verdichteten Untergrund. Gelegentlich waren sogar mehrere Sandschüttungen erforderlich um die tiefen Spuren aufzufüllen.

Tiefer Fährtenausguss von
Brachychirotherium hassfurtense
in Einlagerungsposition.
Die Oberkante stellt gleichzeitig
die Oberfläche der überdeckenden
Sandschüttung dar.
Das gleiche Trittsiegel von oben/vorn
aufgenommen. Der Fuß ist bis zu 6cm in den
weichen Untergrund eingesunken.
Der Ausguss einer sehr großen Fährte
von Brachychirotherium hassfurtense
(ca.25cm lang).
Das Tier ist an dieser Stelle
bis zu 9cm tief eingesunken.

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In wenig verfestigtem, noch fließfähigem Untergrund konnten die Eindrücke die Form nicht halten sondern „verflossen“ trichterförmig von der Oberfläche zum Grund. Alle Details verwischten sich. Solche Trittsiegel-Ausfüllungen sehen dann meist wie ovale „Kegelstümpfe“ aus mit rudimentären Konturen der Zehen. Oben sind oft auffällige Abplattungen zu beobachten, die vermutlich darauf zurückzuführen sind, dass die Tiere bis auf eine tiefer liegende, festere Schicht eingesunken sind. 

Fußabdruck mit Resterhaltung der Zehen
von
Brachychirotherium isp.
Fußabdruck von
Brachychirotherium isp.
Links der Fußabdruck,
rechts der flache Handabdruck
von  Brachychirotherium isp.


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Kleine, leichte Tiere konnten ihre Spuren nur in wenig verfestigten Sedimenten hinterlassen.

Ein Nachfahre der Fährtenerzeuger
des mittleren Bildes.
Typisch ist die „Hand/Fuß“-Stellung
und die s-förmig gebogene Wirbelsäule
in der Bewegung.
Eine Fährtenfolge von
Rhynchosauroides isp.
Größe einer Einzelfährte ca. 2cm
unbestimmte Tetrapodenfährte
(Breite eines Abdrucks ca.1.5cm)

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Neben den überwiegenden Fährten/Spuren-Funden als erhabenes Ausgußrelief auf den Sandstein-Oberplatten finden sich, wenn auch selten, Sandstein-Unterplatten mit vertieften Originalabdrücken.
Noch seltener sind Abdrücke in Sandstein-Unterplatten mit Sandstein-Oberplatten, weil dazu die Unterplatte erst mit einer dünnen Tonschicht und danach mit der nächsten Sandschüttung überdeckt werden musste. Ohne diese Tontrennschicht würde bei der Diagenese die Zementation beide Schichten untrennbar miteinander verbinden.

Unterplatte mit 2 vertieften Trittsiegeln
von Brachychirotherium isp. 
Oberplatte mit Ausguß und Unterplatte
mit Hand-und Fuß-eindruck von
Grallator isp.

Spezielle Ablagerungs-Szenarien und Sediment Beschaffenheit waren für die Entstehung von sogenannten „Undertracks“ erforderlich.
Kamen nacheinander geringmächtige Sedimentschüttungen zur Ablagerung, ohne das die jeweils untere Schicht austrocknen und sich verfestigen konnte, die Sandschichten durch eine Tontrübe voneinander getrennt waren, so waren die Voraussetzungen zur Bildung dieser „Paus-Spuren“ gegeben. Die Sediment-Verdrängung beim Eindrücken eines Archosaurier-Fußes endete nicht wie sonst üblich am Übergang der obersten Schicht zur unteren, bereits verfestigten, Schicht. Entsprechend der Viskosität der tieferen Ablagerungen setzte sich der Verdrängungsprozess richtungsorientiert auch in den liegenden Schichten fort. Das führte in der Regel zu verzerrten Pausspuren in der liegenden Schicht und gegebenenfalls dann auch zu Bestimmungsproblemen. Charakteristisch für die obere Platte eines solchen Plattenstapels ist der vertiefte Eindruck der Spur auf der Oberseite und das „ausgussartige“ erhabene Relief auf der Unterseite. Auch in den darunterliegenden Platten konnte sich dieser Vorgang wiederholen bis der Verdrängungsvorgang durch innere Reibung im Sediment gestoppt wurde.
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Auf höher gelegenen Bereichen des Deltas kann man sich auch begrenzte galeriewaldartige Vegetationsinseln mit Nadelhölzern, Riesen-Schachtelhalm und Farnen vorstellen. In den tonig/siltigen Hochwasserablagerungen wurden schon fossile Faunenreste diverser Arten nachgewiesen.

Die Darstellung der Triasflora
aus Meyers Konversationslexikon
von 1885 kann man sich auch für die Zeit
des Mittleren Keuper
in reduzierter Üppigkeit vorstellen.

Wurzelhorizont in den obersten
Schichten des Werksandsteins.
Treibholz in den tiefsten Schichten
des Hauptrinnenhorizonts.

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Im Eltmann-Ebelsbacher Steinbruchrevier wurden Schleifsteine, Steinwalzen, architektonische Zierelemente usw. aus dem „Weißen Mainsandstein“ hergestellt. Heute finden die Sandsteine noch bei der Renovierung historischen Gebäude und vorwiegend als vorgeblendete Fassadenplatten Verwendung. Der Bedarf ist wegen der hohen Kosten gering, demzufolge sind die meisten Steinbrüche seit langem aufgelassen, einige wenige sind noch sporadisch im Abbau. Deshalb ist auch die Möglichkeit Fossilien in den Aufschlüssen zu finden eher gering.

Große und kleine architektonische
Zierelemente für Schlösser
und repräsentative Gebäude und Gartenanlagen
wurden aus den
„Weißen Mainsandsteinen“ gefertigt.
Seit Jahrzehnten liegen Schleifsteinrohlinge
auf Vorrat die wahrscheinlich
nie mehr fertig gestellt werden.
Geschnittene und geschliffene
Sandsteinplatten für Gebäudefassaden
und Mauern sind heute
das vorrangige Einsatzgebiet.

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Gelegentlich hilft, wie so oft, mal das Glück. Man kommt rechtzeitig zu einem partiellen Abbau und kann die Platten sichten bevor sie in einer Halde verbaut werden.
Solche Funde sind zwar wegen der Größe nicht für die Privatsammlung geeignet, können aber wenigstens fotografisch festgehalten werden.

Eine Fährtenfolge von Brachychirotherium isp.
 Eine Fährtenfolge von Brachychirotherium isp.
Trittsiegel von
Brachychirotherium isp. mit Hautstruktur

c-cfk 02.2014

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